Politik

Sympathie für Revolutionsgarden Attentäter von Salman Rushdie wegen Mordversuchs angeklagt

Rushdie wurde nach dem Attentat notoperiert und an ein Beatmungsgerät angeschlossen.

Rushdie wurde nach dem Attentat notoperiert und an ein Beatmungsgerät angeschlossen.

(Foto: AP)

Langsam wird mehr bekannt über den Mann, der einen Anschlag auf den Schriftsteller Salman Rushdie verübt hat: Er habe im Internet Interesse für die iranischen Revolutionsgarden gezeigt, heißt es. Gegen wird unterdessen Anklage wegen versuchten Mordes erhoben.

Der Attentäter von Salman Rushdie muss sich in den USA wegen versuchten Mordes und Körperverletzung verantworten. Der 24-Jährige werde wegen dieser Vorwürfe angeklagt, teilte der Bezirksstaatsanwalt von Chautauqua County, Jason Schmidt, mit. Er sei in Untersuchungshaft genommen worden.

Der Sender NBC New York berichtete unter Berufung auf Ermittlerkreise, der 24-jährige Tatverdächtige habe in sozialen Netzwerken im Internet mit den iranischen Revolutionsgarden und mit schiitischem Extremismus sympathisiert. Es seien aber bislang keine direkten Kontakte festgestellt worden. Er sei in Kalifornien geboren und erst kürzlich nach New Jersey umgezogen. Seine Eltern stammen nach libanesischen Behördenangaben aus dem Libanon. Zum Tatmotiv des Angreifers äußerte sie sich die Polizei bislang nicht.

Rushdie war am Freitag bei einer Vortragsveranstaltung im US-Bundesstaat New York von einem Angreifer auf der Bühne mit einem Messer attackiert worden. Nach einer Notoperation wurde der 75-jährige Schriftsteller an ein Beatmungsgerät angeschlossen. Seinem Literaturagenten Andrew Wylie zufolge wird Rushdie wahrscheinlich ein Auge verlieren. Zudem seien Nerven in einem Arm durchtrennt und seine Leber verletzt worden.

Der Angriff löste weltweit Bestürzung aus. Bundeskanzler Olaf Scholz twitterte: "Was für eine abscheuliche Tat!" Er wünschte dem Autor viel Kraft für die Genesung. "Die Welt braucht Menschen wie Sie, die sich vom Hass nicht einschüchtern lassen und furchtlos für die Meinungsfreiheit eintreten."

Vor zwei Wochen hatte Rushdie in einem Interview mit der Illustrierten "Stern" erklärt: "So eine Fatwa ist eine ernste Sache. Aber das ist lange her." Mit Blick auf Attentatsaufrufe iranischer Geistlicher erklärte er: "Das ist lange her, wissen Sie, inzwischen ist mein Leben wieder relativ normal." Auf die Frage, was er heute fürchte, antwortete Rushdie: "Früher hätte ich gesagt - den religiösen Fanatismus. Das sage ich heute nicht mehr. Die aktuell größte Gefahr ist, dass wir unsere Demokratie verlieren."

Faeser: Iran trägt Mitverantwortung

Im Iran begrüßten derweil mehrere Medien den Messerangriff auf den Schriftsteller, der mit dem Roman "Die satanischen Verse" weltbekannt geworden war. In der regierungsnahen Zeitung "Kayhan", deren Chefredakteur von Irans weltlichem und geistlichem Oberhaupt Ali Chamenei ernannt wird, hieß es: "Tausend Bravos (...) für die mutige und pflichtbewusste Person, die den abtrünnigen und bösen Salman Rushdie in New York angegriffen hat." Weiter hieß es: "Die Hand des Mannes, der dem Feind Gottes den Hals umgedreht hat, muss geküsst werden."

Wegen Rushdies Roman "Die satanischen Verse" hatte der Chamenei-Vorgänger Chomeini 1989 eine Fatwa - ein islamisches Rechtsgutachten - veröffentlicht, die zur Ermordung des Autors aufforderte. Viele Muslime sahen in dem Buch Blasphemie und eine Beleidigung des Propheten Mohammed. Das Buch wurde in vielen islamischen Ländern verboten. Die iranische Führung rückte zwar später von diesem Aufruf ab. Chamenei hatte 2019 aber erklärt, die Fatwa sei unumstößlich. Iranische Organisationen hatten eine Belohnung auf Tötung Rushdies ausgesetzt.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser gab dem Iran eine Mitverantwortung für das Attentat. "Für diese schreckliche Bluttat tragen auch die Verantwortung, die Salman Rushdie seit Jahrzehnten verfolgt und mit dem Tod bedroht haben", sagte die SPD-Politikerin der "Bild am Sonntag".

Quelle: ntv.de, mli/rts

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