"Satan auf dem Weg zur Hölle" Iranische Medien bejubeln Anschlag auf Rushdie
13.08.2022, 13:06 Uhr
"Die Hand des Mannes, der dem Feind Gottes den Hals umgedreht hat, muss geküsst werden", lautet eine der Schlagzeilen in der iranischen Presse.
(Foto: dpa)
Weltweit löst das Attentat auf den Autoren Salman Rushdie Bestürzung aus. Nicht so im Iran, dessen einstiger Revolutionsführer Chomeini 1989 zur Ermordung des Schriftstellers aufgerufen hatte: Regimenahe Medien ergehen sich in Lobeshymnen für den Mann, der Rushdie niederstach.
In iranischen Medien ist der Messerangriff auf den mit dem Roman "Die satanischen Verse" weltbekannt gewordenen Schriftsteller Salman Rushdie begrüßt worden. In der regierungsnahen Zeitung "Kayhan", deren Chefredakteur von Irans weltlichen und geistlichen Oberhaupt Ali Chamenei ernannt wird, hieß es: "Tausend Bravos (...) für die mutige und pflichtbewusste Person, die den abtrünnigen und bösen Salman Rushdie in New York angegriffen hat". Weiter hieß es: "Die Hand des Mannes, der dem Feind Gottes den Hals umgedreht hat, muss geküsst werden."
Die Schlagzeile der Hardliner-Zeitung "Vatan Emrooz" lautete: "Messer im Nacken von Salman Rushdie". Die Zeitung "Chorasan" brachte die Schlagzeile: "Satan auf dem Weg zur Hölle". Die Nachrichtenseite Asr Iran veröffentlichte ein Zitat von Chamenei, in dem es heißt, der vom ehemaligen iranischen Revolutionsführer Ayatollah Ruhollah Chomeini abgeschossene "Pfeil" werde eines Tages das Ziel treffen. Von der Führung in Teheran lag noch keine Stellungnahme vor.
Wegen Rushdies Roman "Die satanischen Verse" hatte der Chamenei-Vorgänger Chomeni 1989 eine Fatwa veröffentlicht, die zur Ermordung des Autors aufforderte. Viele Muslime sahen in dem Buch Blasphemie und eine Beleidigung des Propheten Mohammed. Das Buch wurde in vielen islamischen Ländern verboten. Die iranische Führung rückte zwar später von diesem Aufruf ab. Chamenei hatte 2019 aber erklärt, die Fatwa sei unumstößlich. Iranische Organisationen hatten eine Belohnung auf Tötung Rushdies ausgesetzt.
Rushdie war am Freitag bei einer Vortragsveranstaltung im US-Bundesstaat New York von einem Angreifer auf der Bühne mit einem Messer attackiert worden. Nach einer Notoperation wurde der 75-Jährige an ein Beatmungsgerät angeschlossen. Seinem Literaturagenten Andrew Wylie zufolge wird Rushdie wahrscheinlich ein Auge verlieren. Zudem seien Nerven in einem Arm durchtrennt und seine Leber verletzt worden. Die Polizei nahm einen 24-jährigen aus dem Bundesstaat New Jersey als mutmaßlichen Täter fest. Zu einem Tatmotiv äußerte sie sich bislang nicht. Der Angriff löste weltweit Bestürzung aus.
Quelle: ntv.de, jog/rts