Politik

Ureinwohner für eine Woche Australiens Premier regiert aus dem Busch

Australiens Regierungschef ist öfter im Outback unterwegs. Nun regiert er von dort eine Woche das Land aus dem Zelt.

Australiens Regierungschef ist öfter im Outback unterwegs. Nun regiert er von dort eine Woche das Land aus dem Zelt.

(Foto: REUTERS)

Normalerweise steht sein Schreibtisch in einem klimatisierten Regierungsgebäude. Doch in dieser Woche regiert Tony Abbott Australien aus einem Zeltlager in der Wildnis. Der Premierminister campt für einen guten Zweck im Outback.

Tony Abbott hat Wort gehalten - und lebt jetzt vorerst als Camper: Bei seiner Vereidigung als australischer Regierungschef versprach der Konservative, jedes Jahr eine Woche lang unter Eingeborenen zu leben. Am heutigen Montag verlegte der seit einem Jahr regierende Premierminister sein Büro nun erstmals in eine abgelegene Aborigines-Siedlung an der Nordspitze des Landes.

Abbotts improvisierter Amtssitz liegt fast tausend Kilometer östlich der Küstenstadt Darwin am Rande der Ortschaft Nhulunbuy in der spärlich besiedelten Region Arnhemland. Die Regierungsgeschäfte liefen aber wie üblich weiter, versicherte Abbott. "Dies ist eine abgelegene Region, aber dank moderner Technologie ist es auch von hier aus möglich, mit dem Rest der Welt zu kommunizieren".

"Falls es dramatische Entwicklungen geben sollte, kann ich nötigenfalls natürlich umziehen", sagte der Premier bei einer morgendlichen Interview-Runde mit mehreren Fernseh- und Radiosendern. Eine sichere Kommunikationsverbindung in die Hauptstadt Canberra sei jedenfalls gelegt.

Campen für einen guten Zweck

Viele Aborigines sprechen von "Busch", wenn sie von ihren teils Tagesreisen von der nächsten Ortschaft entfernten Stammesregionen reden. Am heutigen Montag besuchte Abbott eine Viehzucht und den Standort einer geplanten Bauxit-Mine. Er will mit der Aktion auch seine Absicht unterstreichen, die Ureinwohner in der Verfassung anzuerkennen.

Abbott kennt sich im australischen Outback aus: Vor seiner Zeit als Regierungschef hatte er mehrfach Freiwilligendienste in Aborigines-Siedlungen geleistet. Die Verlegung seines Büros begründete er mit dem Wunsch, "die Bedürfnisse der Menschen besser kennenzulernen, die in diesen Gegenden leben und arbeiten".

Arbeitslosigkeit und Armut

Arnhemland ist etwas kleiner als Bayern und Baden-Württemberg zusammen, hat aber nur rund 20.000 Einwohner, die zu den noch rund 450.000 Aborigines im Land gehören. Die Ureinwohner fühlen sich diskriminiert und vernachlässigt. Arbeitslosigkeit und Armut sind unter Aborigines deutlich höher als im Durchschnitt der australischen Bevölkerung.

Die Aborigines gelten als die am stärksten benachteiligte Bevölkerungsgruppe Australiens. Ihre Lebenserwartung liegt deutlich unter dem Schnitt, die Kindersterblichkeit und Arbeitslosigkeit weit darüber. Als im Jahr 1788 die ersten britischen Siedler in Australien eintrafen, wurde ihre Zahl noch auf etwa eine Million geschätzt. Heute beträgt sie bloß noch die Hälfte davon - bei einer Gesamtbevölkerung von rund 23 Millionen Menschen.

Quelle: ntv.de, hvg/dpa

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