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Zivilisten ermordet Australiens höchstdekorierter Soldat ist ein Kriegsverbrecher

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Ben Roberts-Smith 2011 bei einer Audienz im Buckingham-Palast.

Ben Roberts-Smith 2011 bei einer Audienz im Buckingham-Palast.

(Foto: PA)

In Australien wird Ben Roberts-Smith als Kriegsheld gefeiert. Doch dann berichten Medien über die Ermordung von afghanischen Zivilisten durch den Unteroffizier. Mit einer Verleumdungsklage geht Roberts-Smith gegen die Meldungen vor - und scheitert.

Australiens höchstdekorierter Soldat hat einen Verleumdungsprozess gegen drei Zeitungen verloren, die ihm vorwerfen, Kriegsverbrechen begangen zu haben. Ein Bundesgericht in Sydney kam zu der Schlussfolgerung, dass der ehemalige Unteroffizier der Spezialeinheit SAS, Ben Roberts-Smith, während seiner Einsätze in Afghanistan Zivilisten ermordet hatte.

Richter Anthony Besanko sieht es unter anderem als erwiesen an, dass Roberts-Smith im Jahr 2012 einen gefesselten Gefangenen von einer Klippe stieß und in einem anderen Fall einen beinamputierten Afghanen erschoss. Der heute 44-Jährige ermutigte seine Kameraden später, Bier aus der Beinprothese zu trinken, so Besanko. Er bezeichnete das Verhalten als "gefühllos und unmenschlich".

Roberts-Smith hatte von den Zeitungen "Sydney Morning Herald", "The Age" und die "Canberra Times" Schadenersatz gefordert. Die Blätter hatten 2018 seine Beteiligung an der rechtswidrigen Tötung von sechs unbewaffneten Afghanen thematisiert. Richter Besanko teilte nun mit, die Zeitungen hätten erfolgreich nachgewiesen, dass ihre Berichte in Bezug auf vier der sechs Mordvorwürfe im Wesentlichen wahr seien. Das Urteil stellt jedoch keinen strafrechtlichen Schuldspruch dar.

Roberts-Smith diente zwischen 2006 und 2012 in Afghanistan. Für seine sechs Einsätze erhielt er mehrere hohe Auszeichnungen, darunter das Victoria-Kreuz. Ein Porträt von ihm hängt im Australian War Memorial. Nach seinem Militärdienst schlug er eine Karriere als Redner und Medienmanager ein.

Der Ex-Soldat bestritt die Vorwürfe und bezeichnete die Zeugen der Gegenseite als gescheiterte Soldaten, die neidisch auf seine Auszeichnungen seien. Sein Anwalt, Arthur Moses, kündigte an, das Urteil zu prüfen und gegebenenfalls in Berufung zu gehen.

Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 hatte Australien mehr als 26.000 Soldaten nach Afghanistan entsandt. 2013 zog Canberra seine Truppen aus dem Land ab. Seitdem gibt es immer wieder Berichte über mutmaßliche Kriegsverbrechen australischer Elite-Soldaten.

Quelle: ntv.de, jpe

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