Politik

Verfolgungsjagd auf der Autobahn Autoattacke bei Paris: Verdächtiger gefasst

Inmitten von Polizei- und Rettungsfahrzeugen: Ein dunkler BMW mit Einschusslöchern.

Inmitten von Polizei- und Rettungsfahrzeugen: Ein dunkler BMW mit Einschusslöchern.

(Foto: REUTERS)

Mit einem Auto fährt ein Mann in eine französische Soldatengruppe und flieht. Stunden später hat die Polizei einen Verdächtigen: Auf einer Autobahn liefert der sich mit den Beamten eine Verfolgungsjagd, bis er durch Schüsse gestoppt wird.

Nach der Autoattacke auf Soldaten nahe Paris ist ein Verdächtiger festgenommen worden. Das sagte Frankreichs Ministerpräsident Edouard Philippe. Aus Ermittlerkreisen hieß es, das mutmaßliche Angriffsfahrzeug sei auf einer Autobahn gestoppt worden. Der Fahrer wurde demnach durch Polizeischüsse verletzt. Er soll nicht bewaffnet gewesen sein. Zudem sei ein Polizist durch eine verirrte Kugel verletzt worden, hieß es weiter. Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen wegen terroristisch motivierter Mordversuche auf.

Die Polizei hatte den Wagen auf der Autobahn A16 zwischen den nordfranzösischen Städten Boulogne-sur-Mer und Calais aufgespürt. Bei der Flucht rammte der flüchtige Fahrer mindestens ein Auto, Spezialeinheiten der Polizei eröffneten daraufhin das Feuer. Der 36 Jahre alte Mann sei zwar von mehreren Schüssen getroffen worden, habe aber überlebt, berichteten französische Medien. Auf Fotos sind auf einem dunklen BMW Einschusslöcher zu sehen. Das gleiche Modell war zuvor bei dem Angriff auf Soldaten in dem Pariser Vorort Levallois-Perret verwendet worden.

Der Verdächtige wurde angeschossen.

Der Verdächtige wurde angeschossen.

(Foto: REUTERS)

Bei dem 1980 geborenen Festgenommenen handle es sich mutmaßlich um den Täter, hieß es aus Justizkreisen. "Er war im gesuchten Auto und hat versucht zu fliehen." Die Identität des Mannes müsse aber noch zweifelsfrei festgestellt werden. Auch müsse geprüft werden, ob tatsächlich er die Soldaten angefahren habe.

Innenminister: Es war Absicht

Die Autoattacke auf die Soldaten hatte sich am Morgen gegen acht Uhr zugetragen. Das Auto rammte Soldaten, die im Zuge der Anti-Terror-Mission "Sentinelle" patrouillierten. Sechs Soldaten wurden verletzt, drei von ihnen erlitten "schwerere" Verletzungen, schwebten aber nicht in Lebensgefahr, wie Verteidigungsministerin Florence Parly mitteilte.

Spezialeinheiten haben den Verdächtigen aufgehalten.

Spezialeinheiten haben den Verdächtigen aufgehalten.

(Foto: REUTERS)

Die Soldaten hatten gerade ein Gebäude verlassen, in dem die Stadtverwaltung von Levallois-Perret der Armee Räume überlassen hat. Innenminister Gérard Collomb sagte, ein Auto habe sich den Soldaten erst langsam genähert und dann beschleunigt, "um sie rammen zu können". Der Minister sagte weiter: "Wir wissen, dass es Absicht war und kein Unfall." Nach Angaben Collombs berichteten Soldaten, dass sie den Eindruck hatten, dass in dem Auto ein einzelner Mann gesessen habe.

Nach Angaben von Bürgermeister Balkany befindet sich neben dem Tatort ein Raum, den die Soldaten für ihren Einsatz nutzen. Der Fahrer habe augenscheinlich darauf gewartet, dass die Militärs zu ihrem Fahrzeug gehen, und sei dann auf sie zugerast, so Balkany zum Sender BFMTV. "Das ist eine abscheuliche Aggression." Der konservative Politiker vermutete, dass Levallois-Perret bewusst für die Attacke ausgewählt wurde, weil dort der Inlandsgeheimdienst DGSI seinen Sitz hat.

"Feige Tat" verurteilt

Verteidigungsministerin Parly verurteilte die Autoattacke als "feige Tat". Der Angriff werde nicht die "Entschlossenheit der Soldaten" mindern, sich für die Sicherheit der Franzosen einzusetzen, erklärte die Ministerin und sprach den verletzten Soldaten ihren Beistand aus.

Im Zuge des Inlandseinsatzes "Sentinelle" patrouillieren in Frankreich 7000 Soldaten unter anderem vor Synagogen, Flughäfen, Bahnhöfen und Touristenattraktionen wie dem Pariser Eiffelturm, um Anschläge zu verhindern. "Sentinelle" wurde nach den islamistischen Anschlägen auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" und einen jüdischen Supermarkt im Januar 2015 in Paris ins Leben gerufen.

Frankreich seit 2015 im Ausnahmezustand

Immer wieder sind die Soldaten aber selbst Ziel von Angriffen geworden. Zuletzt zückte am Samstagabend ein Angreifer am Eiffelturm ein Messer und schrie "Allah ist groß". Der 19-Jährige ließ sich aber von patrouillierenden Soldaten widerstandslos festnehmen. Er wurde in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.

In Frankreich sind seit Anfang 2015 bei islamistischen Anschlägen 239 Menschen getötet worden. Seit den Pariser Anschlägen vom 13. November 2015 mit 130 Toten herrscht in dem Land der Ausnahmezustand. Er soll nach dem Willen von Staatschef Emmanuel Macron Anfang November auslaufen. Bis dahin sollen aber Gesetzesverschärfungen im Anti-Terror-Kampf beschlossen werden.

Quelle: ntv.de, hul/AFP/dpa/rts

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