Betrugsvorwürfe gegen Nadeschdin Behörden zweifeln Wahl-Antrag von Putin-Gegner an
02.02.2024, 19:13 Uhr Artikel anhören
Nadeschdin ist ein Kritiker des russischen Angriffskrieges in der Ukraine.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Boris Nadeschdin will Wladimir Putin bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen in Russland herausfordern. Doch nun melden die russischen Behörden Zweifel an den Wahlunterlagen des Kreml-Gegners an.
Die russischen Wahlbehörden haben nach eigenen Angaben Unregelmäßigkeiten im Antrag des Kriegsgegners Boris Nadeschdin für eine Kandidatur bei der Präsidentenwahl gefunden. Dieser hatte 105.000 Unterschriften von Anhängern eingereicht und damit nach eigenen Angaben die Vorgaben erfüllt. Jedoch erklärte der Vorsitzende der zuständigen Kommission, Nikolai Bulajew, während einer im Fernsehen übertragenen Sitzung, einige der Unterschriften stammten von Toten. Zwar seien einige Fehler zu erwarten. Bei Dutzenden Fällen stelle sich jedoch die Frage nach den ethischen Standards bei der Sammlung der Unterschriften. "Und der Kandidat ist in gewisser Weise direkt daran beteiligt."
Nadeschdin erklärte seinen Anhängern auf Telegram, sie seien wie er "die Lebendigsten der Lebendigen". Unter Anspielung auf den gleichnamigen Roman von Nikolai Gogol witzelte er: "Wenn sich jemand einbildet, in meinen Unterschriftenlisten 'tote Seelen' zu sehen - nun, Freunde, das ist keine Frage für mich. Das ist eher etwas für die Kirche oder für einen Exorzisten." In dem Roman wird die Bürokratie um verstorbene Leibeigene für einen Betrug ausgenutzt.
Tatsächlich war Nadeschdin der einzige Bewerber, für den die Russen in der Öffentlichkeit Schlange standen, um für ihn und seine Kandidatur zu unterschreiben. Als ein von einer Partei nominierter Kandidat musste Nadeschdin 100.000 Unterschriften in mindestens 40 russischen Regionen sammeln, um bei den Wahlen vom 15. bis 17. März antreten zu können. Eigenen Angaben nach sammelte sein Team das Doppelte der geforderten Unterschriften.
Putins Sieg gilt zwar als sicher. Nadeschdin hat jedoch einige Beobachter mit seiner scharfen Kritik an dem von der Regierung als "spezielle Militäroperation" bezeichneten Krieg gegen die Ukraine überrascht. Kürzlich kritisierte er nach zahlreichen Heizungsausfällen im kalten Winter, dass Russland es sich leisten könnte, mehr für seine Bürger auszugeben, wenn es nicht so viel Geld ins Militär stecken würde. Seine freimütigen Äußerungen über den Krieg haben Spekulationen geschürt, dass er unter Berufung auf einen Formfehler von der Kandidatur ausgeschlossen oder zum Rücktritt gezwungen werden könnte.
Quelle: ntv.de, jpe/rts/dpa