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Attacken in Nord und Süd Viele Tote bei israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen

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Zerstörung in Gaza-Stadt.

Zerstörung in Gaza-Stadt.

(Foto: picture alliance / Anadolu)

Die israelische Armee fliegt erneut Angriffe auf Ziele im Gazastreifen. Dabei kommen zahlreiche Menschen ums Leben. Die humanitäre Lage ist weiterhin katastrophal. Zuletzt kommen nur wenige Hilfsgüter an. Die USA setzen Israel eine Frist für mehr Hilfe - und die läuft bald ab.

Bei neuen israelischen Bombardements im Norden des Gazastreifens hat es palästinensischen Angaben zufolge elf Tote und mehrere Verletzte gegeben. Sechs Menschen seien bei einem Angriff in der Stadt Beit Hanun, fünf weitere im Stadtteil Schedschaija in der Stadt Gaza ums Leben gekommen, hieß es aus medizinischen Kreisen im Küstengebiet. Demnach soll in Schedschaija eine Gruppe getroffen worden sein, die auf Hilfsgüter wartete. Andere Quellen sprechen von einem Schulgebäude, das als Notunterkunft genutzt wurde. Mitarbeiter des palästinensischen Gesundheitswesens sprechen gar von insgesamt 13 Toten, darunter mehrere Kinder. Die Angaben ließen sich bisher nicht unabhängig überprüfen.

Unter den Toten seien zwei örtliche Journalisten, eine schwangere Frau und ein Kind. Das israelische Militär teilte mit, der Angriff habe sich gegen einen Extremisten der Gruppe Islamischer Dschihad gerichtet.

Auch in Chan Junis soll es Tote geben

Weitere sieben Menschen wurden laut Angaben einer Klinik getötet, als ein israelischer Angriff ein Zelt in der Stadt Chan Junis traf. Darin hätten Vertriebene Zuflucht gesucht, erklärte das Nasser-Krankenhaus. Unter den Toten sei ein Kind. Der Sprecher der Zivilschutzbehörde im Gazastreifen, Mahmud Bassal sprach sogar von neun Toten. Damit würde die Gesamtzahl der Todesopfer auf 18 bis 22 steigen.

Durch die Wiederaufnahme der Kämpfe im Norden des Palästinensergebiets hat sich nach Angaben eines von den Vereinten Nationen unterstützten Berichts die dortige Versorgungssituation drastisch verschlechtert. Das Famine Review Committee, eine Expertengruppe zur Bewertung der Ernährungssicherheit, warnte vor einer "unmittelbaren und erheblichen Wahrscheinlichkeit einer Hungersnot aufgrund der sich rapide verschlechternden Situation im Gazastreifen". Dem Bericht zufolge gelangen derzeit so wenige Hilfslieferungen in den Gazastreifen wie noch nie seit Oktober 2023.

Bereits am 17. Oktober hatte das Gremium prognostiziert, dass zwischen November und April 2025 bis zu 16 Prozent der Bevölkerung im Gazastreifen mit einer "katastrophalen" Ernährungsunsicherheit konfrontiert sein würden. Seitdem hat sich die Lage vor allem im Norden des Palästinensergebiets weiter verschlechtert.

Die Bevölkerung leide unter den israelischen Angriffen und darunter, dass ständig Menschen getötet würden, sagte Om Mohammed der Deutschen Presse-Agentur. Die Palästinenserin ist auf der Flucht vor den Kämpfen zusammen mit ihrer Familie in einem ehemaligen Schulgebäude in der Stadt Gaza untergekommen. Angesichts des Leids der Menschen ist sie sich sicher: "Niemand interessiert sich für uns." Die Zerstörung des Gazastreifens sei immens, die Zukunft der Bewohner ungewiss. "Wir wissen nicht, ob wir überleben werden."

Humanitäre Hilfe: USA machen Druck auf Israel

Israels Armee sowie die israelische Militärbehörde für Palästinenserangelegenheiten Cogat teilten unterdessen mit, elf Lastwagen mit Nahrungsmitteln, Wasser und medizinischer Ausrüstung seien vor wenigen Tagen in den Norden des Gebiets geliefert worden. Die Hilfsgüter sind demnach für die noch verbleibende Bevölkerung in Beit Hanun sowie für die Anwohner des heftig umkämpften Flüchtlingsviertels Dschabalija bestimmt. Zehntausende Menschen sind von dort bereits geflohen.

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Nicht alle Hilfsgüter hätten jedoch die vereinbarten Abgabestellen erreicht, sagte eine Sprecherin des UN-Welternährungsprogramms, das an der Auslieferung beteiligt war. In Dschabalija hätten israelische Soldaten einen der Konvois, der ins nahegelegene Beit Lahija unterwegs war, gestoppt und die Leerung der Lastwagen gefordert, sagte Alia Zaki. In wenigen Tagen läuft eine US-Frist ab, mit der Israel aufgefordert wurde, die Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu verstärken.

Seit Oktober seien 713 Hilfslastwagen in den nördlichen Abschnitt des Gazastreifens gebracht worden. Aus US-Sicht ist insgesamt jedoch mehr Hilfe nötig, um die Not der Menschen vor Ort zu lindern.

Quelle: ntv.de, als/dpa/AP/AFP

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