"Überwindet die Angst" Bekannte ukrainische Soldaten werben um Rekruten
17.08.2023, 22:11 Uhr Artikel anhören
Mit einer Kampagne um bekannte Gesichter aus dem ukrainischen Militär versucht das Verteidigungsministerium zu zeigen, alle haben ihre Ängste.
(Foto: Hanna Malyar/Facebook)
Korruptionsfälle in Rekrutierungsbüros sind nicht gerade förderlich für die Suche nach neuen Soldaten für die ukrainische Armee. Nachdem Selenskyj alle dortigen Chefs den Laufpass gibt, präsentiert die Vize-Verteidigungsministerin nun eine neue Kampagne, die auf militärische Vorbilder setzt.
Mitten in ihrer bereits seit mehr als zwei Monaten andauernden Gegenoffensive startet die Ukraine eine neue Rekrutierungskampagne. In professionell gestalteten Videos beschreiben in der ukrainischen Bevölkerung bekannte Soldaten ihre Ängste, was einem wesentlichen Hindernis bei der Rekrutierung entgegenwirken soll. "Wir sind alle nur Menschen", sagte Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar. "Wir überwinden diese Angst, um zu gewinnen." Einer der Soldaten auf einem Plakat sagt etwa: "Angst hat jeder. Aber der Feind hat vor uns noch mehr Angst."
Zugleich mahnte Maljar alle Bürger im wehrfähigen Alter, dass sie ihrer Pflicht nachkommen und die Einberufungsbehörden über ihre persönlichen Informationen auf dem Laufenden halten müssen. Die Ministerin betonte, dass nicht alle, die sich deshalb meldeten, automatisch eingezogen würden und auch nicht alle Eingezogenen im Kampfgebiet zum Einsatz kämen.
Maljar gab zudem das Versprechen, Korruption im Rekrutierungsprozess auszumerzen. "Vertrauen zwischen Bürgern und (Rekrutierungszentren) ist wichtig", fügte sie hinzu. "Wir machen gerade einen Schritt in Richtung dieses Vertrauens." Das ukrainische Militär wurde von Skandalen heimgesucht, bei denen es um Bestechung oder kruden Rekrutierungstaktiken ging.
Dekret zur Entlassung aller Rekrutierungschefs unterzeichnet
Selenskyj unterzeichnete am heutigen Donnerstag ein Dekret, mit dem die letzte Woche getroffene Entscheidung, alle Regionalchefs von Rekrutierungsbüros zu entlassen, verabschiedet wurde. Zuvor hatte eine landesweite Untersuchung zahlreiche Fälle von Korruption und Missbrauch ans Licht gebracht. "Dieses System sollte von Leuten geleitet werden, die genau wissen, was Krieg ist und warum Zynismus und Bestechung im Krieg Verrat sind." Mit der Umsetzung der Entscheidung sei Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj betraut worden, sagte Selenskyj.
Der Versuch, neue Soldaten und Soldatinnen zu finden, erfolgt, während die Ukraine dabei ist, bei ihrer Gegenoffensive zur Rückeroberung besetzter Gebiete voranzukommen. Besonders Minenfelder und russische Verteidigungsanlagen im Südosten stellten sich als großes Hindernis dar.
Quelle: ntv.de, ysc/rts