Wegen angeblicher Finanzdelikte Belarus verurteilt Nobelpreisträger zu zehn Jahren Gefängnis
06.03.2023, 11:36 Uhr (aktualisiert) Artikel anhören
Das von Bjaljazki 1996 gegründete Zentrum Wjasna registrierte dabei zahlreiche Fälle von Folter und anderen Menschenrechtsverletzungen vonseiten der Polizei.
(Foto: picture alliance / dpa)
Seit Beginn der regierungskritischen Proteste in Belarus 2020 werden Tausende Menschen festgenommen. Mit seiner Organisation Wjasna führt der Aktivist Ales Bjaljazki Buch darüber. Nun muss er selbst ins Gefängnis - angeblich aus ganz anderen Gründen.
Der inhaftierte belarussische Friedensnobelpreisträger Ales Bjaljazki ist zu einer zehnjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Der 60-Jährige wurde in Minsk wegen angeblicher Finanzdelikte verurteilt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Belta mitteilte. Bjaljazki ist Mitbegründer der Menschenrechtsorganisation Wjasna, die Buch führt über das Vorgehen belarussischer Behörden gegen Demokratie-Aktivisten. Er hatte auch schon früher mehrere Jahre im Gefängnis gesessen.
Die Anklage hatte sogar zwölf Jahre Haft gefordert. Neben dem 60-Jährigen wurden drei weitere belarussische Bürgerrechtler zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt, einer davon in Abwesenheit.
Bjaljazki selbst spricht von einem politisch motivierten Prozess. Seinem Anwalt ist es untersagt, Informationen zu dem Fall preiszugeben. Wjasna teilte auf Twitter mit, der Richter habe sich geweigert, den Prozess auf Weißrussisch statt auf Russisch zu führen. Einen Antrag Bjaljazkis auf einen Übersetzer habe das Gericht abgelehnt. "Die Vorwürfe gegen unsere Kollegen stehen im Zusammenhang mit ihrer Menschenrechtsaktivität, der Hilfeleistung des Menschenrechtszentrums Wjasna für die Opfer politisch motivierter Verfolgung."
Bjaljazki war im Oktober zusammen mit der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial und dem ukrainischen Zentrum für bürgerliche Freiheiten der Nobelpreis verliehen worden. Seine Organisation Wjasna hat Hunderte Menschen, die während der Proteste gegen Lukaschenko inhaftiert wurden, finanziell und rechtlich unterstützt. Entzündet hatten sich die Proteste im Sommer 2020, als der seit 1994 autokratisch regierende Lukaschenko den Sieg bei der Präsidentenwahl für sich beansprucht hatte. Damals protestierten Hunderttausende gegen seine Regierung.
Nach Schätzungen von Anwälten wurden seit 2020 rund 50.000 Menschen festgenommen, die an den Protesten teilgenommen oder die Regierung kritisiert haben. Noch immer befänden sich rund 1500 politische Gefangene in belarussischen Haftanstalten.
(Dieser Artikel wurde am Freitag, 03. März 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, mba/AFP