Ukraine macht Russland Vorwürfe Belarus: Wir versorgen Tschernobyl mit Strom
16.03.2022, 15:33 Uhr
Das ehemalige AKW Tschernobyl wird nun aus Belarus mit Strom versorgt.
(Foto: Uncredited/Maxar Technologies vi)
Immer neue Sorgen um die Atomruine Tschernobyl: Zwar ist in der vergangenen Woche unterbrochene Stromversorgung nun komplett wiederhergestellt. Allerdings kommt die Energie aus Belarus. Die Ukraine erhebt erneut schwere Vorwürfe an die russischen Invasoren.
Belarus versorgt nach eigenen Angaben die Atomruine von Tschernobyl in der benachbarten Ukraine mit Strom. "Die Versorgung des Kernkraftwerks Tschernobyl ist vollständig wiederhergestellt", hieß es in einer bei Telegram veröffentlichten Erklärung des belarussischen Energieministeriums. "Derzeit erfolgt die Stromversorgung über das belarussische Stromnetz." Die Atomruine von Tschernobyl wird infolge des russischen Einmarschs in die Ukraine von Moskau kontrolliert.
Die Erklärung des Energieministeriums wurde von der Lokalverwaltung der belarussischen Region Gomel verbreitet. Die Webseite des Ministeriums war nicht erreichbar. Belarus steht in diesem Krieg an der Seite der Invasoren und ermöglichte über ihr Territorium den Einmarsch russischer Truppen.
Die Stromversorgung der Ruine war in der vergangenen Woche unterbrochen und am Sonntag wiederhergestellt worden. Die internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigte das am Montagabend. Der ukrainische Energieversorger Ukrenergo hatte zuvor mitgeteilt, die Stromzufuhr der Anlage und der Stadt Slawutysch sei durch Russland beschädigt worden. Demnach mussten weitere Angestellte eingesetzt werden, um die "neuen Schäden zu beheben". Nur eine sichere Versorgung mit Energie könne verhindern, dass es erneut eine Katastrophe wie 1986 in Tschernobyl gebe, unterstrich Ukrenergo.
Die ukrainische Atomagentur Energoatom warf dem russischen Militär am Montag zudem vor, in der Nähe des Atomkraftwerks von Saporischschja Munition gezündet zu haben. Dieses Kraftwerk liegt im Süden des Landes und wurde am 4. März von russischen Truppen erobert. Während der Explosionen, die in der Nähe des Ausbildungszentrums von Reaktor 1 stattfanden, habe das Personal die Arbeit niederlegen müssen, erklärte Energoatom auf Telegram. Über einen möglichen Anstieg der Radioaktivität lagen zunächst keine Erkenntnisse vor.
Energoatom erklärte, dass sich derzeit elf Vertreter der russischen Atombehörde Rosatom vor Ort aufhielten und dass sie an den Aktivitäten "beteiligt" seien. Rosatom verletze "alle Regeln" der nuklearen Sicherheit. Die IAEA müsse intervenieren, um eine Katastrophe zu verhindern.
Im AKW Tschernobyl hatte sich 1986 das schlimmste Atomunglück der Geschichte ereignet. Hunderte Menschen starben, und die Radioaktivität breitete sich über weite Teile Europas aus. Das Kraftwerk ist seitdem stillgelegt, ein riesiger Schutzmantel soll den Austritt von Radioaktivität verhindern. Die Strahlenbelastung sei derzeit "stabil", hieß es in der Behörden-Mitteilung. Vor der Übernahme der Invasoren hatte es heftige Kämpfe gegeben.
Quelle: ntv.de, tno/AFP/dpa