"Neues Wettrüsten" Bericht: China baut Raketenfabriken seit 2020 kräftig aus
07.11.2025, 19:18 Uhr Artikel anhören
Auf der Militärparade am 3. September wurde in Peking eine neue Variante der Rakete Dongfeng 26 präsentiert.
(Foto: IMAGO/VCG)
In etwas mehr als fünf Jahren soll China - angespornt von Beobachtungen in der Ukraine - Rüstungsanlagen erheblich ausgebaut haben. Der Sender CNN analysiert Zubau in Forschungs-, Test- und Produktionsanlagen. Manche sollen sich im Ausmaß verdoppelt bis verdreifacht haben.
Inmitten seiner Unterstützerrolle im Krieg Russlands gegen die Ukraine und wachsenden Spannungen im Pazifikraum hat China einer Analyse des Nachrichtensenders CNN zufolge die eigenen Raketenproduktions-Kapazitäten in den vergangenen Jahren erheblich hochgeschraubt. Bei mehr als 60 Prozent der 136 Anlagen, die das US-Medium mit der Raketenproduktion im Allgemeinen als auch mit der Raketentruppe der chinesischen Volksbefreiungsarmee in Verbindung bringt, gab es demnach Anzeichen einer Erweiterung. Gestützt ist die Auswertung auf öffentlich zugängliche Daten wie Satellitenbilder.
Der Sender kommt zu dem Schluss, dass Chinas Fähigkeiten der Abschreckung und regionaler Dominanzausübung im Pazifikraum damit erheblich gestiegen seien. "China positioniert sich hier als globale Supermacht. Wir befinden uns in der Anfangsphase eines neuen Wettrüstens", zitiert CNN William Alberque vom Außenpolitik-Forschungsinstitut "Pacific Forum", einen früheren Nato-Direktor für Rüstungskontrolle.
Plus von 2.000.000 Quadratmetern
Die beteiligten CNN-Reporter nahmen bei ihrer Recherche Forschungs-, Test- und Produktionsstätten unter die Lupe. Gemessen an der Gebäudefläche habe es zwischen Anfang 2020 und Ende 2025 eine Ausweitung um zwei Millionen Quadratmeter gegeben. Eine Testanlage nahe Peking soll auf das Dreifache ihrer vorigen Größe angewachsen sein. Die Ausmaße einer Forschungs- und einer Produktionsstätte nahe der Millionenstadt Xi'an haben sich demnach jeweils mehr als verdoppelt, dazu seien in der Region sechs Anlagen ganz neu errichtet worden - davon drei für die Produktion.
In dieser wie in anderen Regionen soll China dem Sender zufolge in den zwei Jahren seit dem vollumfänglichen Einmarsch Russlands in die Ukraine auf das Tempo gedrückt haben. "Sie beobachten die Ukraine unglaublich genau", wird William Alberque zitiert. Ihm zufolge war die Volksrepublik zuvor davon ausgegangen, dass um Taiwan zu bezwingen, 5000 bis 10.000 Raketen nötig seien. Nach der Invasion Russlands in die Ukraine seien die Einschätzungen dazu exponentiell gewachsen.
Mehr Kapazität bei der DF-26-Produktion?
In ihrer Analyse bringen die CNN-Reporter 99 der 136 untersuchten Anlagen mit der direkten Produktion, also nicht nur Forschung und Testung, von Raketen in Verbindung. Eine von ihnen nahe Peking, die in den vergangenen mehr als fünf Jahren um rund 50 Prozent gewachsen sein soll, sei beteiligt an der Produktion der Mittelstreckenrakete Dongfeng 26, die Flugzeugträger präzise treffen soll und auch als "Guam Express" oder "Guam Killer" bekannt ist, in Anspielung auf die westpazifische Insel Guam mit ihren US-Stützpunkten.
CNN bat das chinesische Verteidigungsministerium und zwei staatliche Konzerne, die für Weltraum und Rüstung zuständig sind, um Stellungnahme. Diese gaben jedoch keine ab. Die Recherche des Senders basiert auf öffentlich zugänglichen Daten dieser beiden Konzerne China Aerospace Science and Technology Corporation und China Aerospace Science and Industry Corporation, von welchen ausgehend der Sender auf weitere Dokumente stieß, Anlagen lokalisierte und schließlich satellitengestützte Auswertungen betrieb. Auch das Pentagon lehnte es ab, sich zu "geheimdienstrelevanten Angelegenheiten" zu äußern.
Quelle: ntv.de, mpe