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"Lage ist absolut dramatisch" Berlin prüft mehrere Optionen für Evakuierung aus Sudan

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Die Lage im Sudan (hier Khartum) wird dramatischer, die Bundesregierung will deutsche Staatsbürger in Sicherheit bringen.

Die Lage im Sudan (hier Khartum) wird dramatischer, die Bundesregierung will deutsche Staatsbürger in Sicherheit bringen.

(Foto: Marwan Ali/AP/dpa)

Ein erster Evakuierungsversuch scheiterte offenbar. Wegen der stetig dramatischer werdenden Lage im Sudan arbeitet die Bundesregierung nach den Worten von Außenministerin Baerbock aber weiter daran, Menschen auszufliegen.

Die Bundesregierung bereitet nach Angaben von Außenministerin Annalena Baerbock mehrere Optionen für eine Evakuierung aus dem Sudan vor. "Die Lage ist absolut dramatisch und absolut unübersichtlich", sagte die Grünen-Politikerin in Berlin nach einer Sitzung des Krisenstabes im Auswärtigen Amt. "Wir bereiten unterschiedliche Optionen vor."

Die Zahl der Deutschen, die sich für eine gewünschte Evakuierung meldeten, wachse täglich und bewege sich derzeit in einem "unteren dreistelligen Bereich". Baerbocks spanischer Kollege José Manuel Albares sagte nach einem gemeinsamen Gespräch in Berlin, dass die spanische Luftwaffe Flugzeuge für eine Evakuierung von 60 Spaniern und 20 Personen aus anderen Ländern bereitgestellt habe.

Auch Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte, die Bundesregierung sei weiterhin mit Planungen für eine Evakuierung deutscher Staatsbürger beschäftigt. "Wir sind in den Überlegungen, wie wir die Menschen da rausholen können", sagte er am Rande eines Treffens der Ukraine-Kontaktgruppe auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein. Weitere Angaben zum Stand der Planungen machte der Verteidigungsminister nicht.

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts hatte zuvor erklärt, eine "niedrige dreistellige Zahl" deutscher Staatsbürger habe um eine Evakuierung aus dem Sudan gebeten. Allein für die bundeseigene deutsche Entwicklungsgesellschaft GIZ seien derzeit im Sudan 118 Menschen tätig, darunter 103 Mitarbeiter aus Deutschland. Diese seien nach derzeitigen Erkenntnissen alle wohlauf.

Keine Kommunikation wegen Stromausfällen

Am Mittwoch hatte der "Spiegel" über einen wegen der Kämpfe zwischen der sudanesischen Armee und Paramilitärs abgebrochenen Evakuierungseinsatz der Bundeswehr berichtet. Details zu den deutschen Vorbereitungen nannten weder Außen- noch Verteidigungsministerium mit Hinweis auf die Sicherheit.

Baerbock und Albares appellierten an die Konfliktparteien, für eine Waffenruhe zu sorgen, die für eine Evakuierung nötig sei. Denn die Menschen könnten derzeit wegen der Kämpfe ihre Wohnungen nicht verlassen, sagte Baerbock. "Lösen Sie den Konflikt zwischen Ihnen mit Verhandlungen, anstatt Sudan in Schutt und Asche zu legen", fügte sie mit Blick auf Militärmachthaber General Abdel Fattah al-Burhan und den Chef der RSF-Miliz, General Mohamed Hamdan Dagalo, hinzu. Von einer Feuerpause im Sudan sei nichts zu sehen, hieß es in der Bundesregierung.

Das Problem seien mittlerweile auch die Stromausfälle, sodass die zu Evakuierenden etwa ihre Handys nicht mehr aufladen und deshalb möglicherweise bald nicht mehr auf diesem Wege informiert werden könnten, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Man sei mit etlichen Regierungen in Kontakt. Einigen Staaten sei es gelungen, Menschen in Küsten- oder Grenznähe aus dem Land zu evakuieren.

Seit Beginn der Auseinandersetzungen am vergangenen Samstag sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 400 Menschen getötet und 3500 weitere verletzt worden. Zudem wurde bereits mehrere UN-Mitarbeiter getötet. Südlich von El Obeid wurde am Donnerstag ein sudanesischer Mitarbeiter der Internationalen Organisation für Migration (IOM) getötet. Der 49-jährige Mann sei während einer Autofahrt mit seiner Familie in einen Schusswechsel geraten und getroffen worden, erklärte IOM-Generaldirektor António Vitorino. Am Sonntag waren bereits drei Mitarbeiter des Welternährungsprogramms (WFP) getötet worden.

Quelle: ntv.de, mli/rts/AFP

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