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Söldner-Truppe könnte eingreifen Was plant die Wagner-Gruppe im Sudan-Konflikt?

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Die russischen Söldner sind in mehreren afrikanischen Ländern aktiv.

Die russischen Söldner sind in mehreren afrikanischen Ländern aktiv.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

Im Sudan kämpfen Armee und Paramilitärs um die Vorherrschaft. Doch auch die Gruppe Wagner verfolgt laut Einschätzung von Beobachtern Interessen in dem nordostafrikanischen Land, welches nicht nur reich an Bodenschätzen ist.

In dem blutigen Machtkampf im Sudan hat nach Angaben von Beobachtern auch das umstrittene russische Militärunternehmen Wagner strategische Ziele. "Momentan wartet Wagner - und damit de facto Russland - ab, welche Partei die Oberhand gewinnt", sagte Ben Hunter, Ostafrika-Analyst der britischen Sicherheitsberatungsfirma Verisk Maplecroft, der Deutschen Presse-Agentur. Später werde sich die kremlnahe Söldnergruppe Wagner auf die Seite der Sieger stellen, um dann direkten Einfluss zu nehmen, sagte Hunter.

Seit Samstag kämpfen die von de-Facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan geleitete Armee gegen die von seinem Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo geführte paramilitärische Einheit Rapid Support Forces (RSF). Es geht um die Macht in dem öl- und goldreichen Land im Nordosten Afrikas. Wagner sei auf dem Kontinent eine opportunistische Gruppe, der es vor allem um Zugang zu Bodenschätzen gehe, sagte Hunter. Wer im Land an der Macht sei, sei dabei zweitrangig.

Wagner sei bereits seit 2017 im Sudan tätig, erklärte eine Expertin des Zentrums für Internationale und Strategische Studien (CSIS) in Washington, Catrina Doxsee, auf Twitter. Damals wurde das flächenmäßig drittgrößte Land Afrikas noch von Langzeitmachthaber Omar al-Baschir geführt. Weil Wagner "anpassungsfähig" sei, habe sich die Gruppe nach der Absetzung Al-Baschirs 2019 mit der militärischen Übergangsregierung verbündet und diese mit militärischem Equipment sowie Training versorgt. Zu dem Zeitpunkt standen die heutigen Konfliktparteien - die Armee und die RSF - noch auf derselben Seite. Als Gegenleistung für die Unterstützung habe Russland nach Angaben des Südafrikanischen Instituts für Internationale Angelegenheiten (SAIIA) Lizenzen zum Goldabbau erhalten.

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"Bei dem Machtkampf im Sudan geht es im Wesentlichen um sudanesische Innenpolitik, nicht um Russland oder Wagner", betonte Doxsee. Sie teilt die Einschätzung von Ostafrika-Analyst Hunter: Sobald sich ein Sieger abzeichnen werde, dürfte Wagner diese Seite unterstützen, um seine wirtschaftlichen Interessen zu schützen. Zusätzlich hat der Sudan im Februar mit Moskau ein Abkommen für einen russischen Marinestützpunkt im Hafen von Port Sudan am Roten Meer unterzeichnet. Eine solche Militärbasis würde Russland auch erstmals eine direkte Import- und Exportroute nach Afrika gewähren.


Bislang ist Wagner hauptsächlich in afrikanischen Binnenländern wie der Zentralafrikanischen Republik oder Mali tätig. Der Sudan mit seinen rund 46 Millionen Einwohnern sei damit für Russland zu einem wichtigen Puzzleteil in Afrika geworden, sagt Doxsee. Der Schutz der wirtschaftlichen Interessen sei Wagner daher wichtiger als im aktuellen Konflikt eine der Parteien zu unterstützen. Laut einem Bericht der Globalen Initiative gegen grenzüberschreitende organisierte Kriminalität verfolgt die Wagner-Gruppe bereits in mehr als einem Dutzend afrikanischen Ländern wirtschaftliche Ziele, mit Fokus auf Öl, Gas, Gold und Diamanten. Vor allem seit Beginn des Ukraine-Kriegs habe Afrika demnach für Russland an strategischer Bedeutung gewonnen, heißt es.

Quelle: ntv.de, loe/dpa

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