"Volles Vertrauen" in Ermittler Berlin stellt sich im Fall Skripal hinter London
06.09.2018, 17:41 Uhr
Ein Bild der beiden Verdächtigen von einer Überwachungskamera.
(Foto: AP)
Britische Ermittler sehen es als erwiesen an, dass Ex-Spion Skripal von zwei Mitarbeitern des russischen Militärgeheimdienstes ermordet werden sollte. Die Order soll direkt aus dem Kreml gekommen sein. Dieser Einschätzung schließt sich die Bundesregierung nun an.
Deutschland, Frankreich, Kanada und die USA haben sich im Fall des Giftanschlags auf den russischen Ex-Agenten Sergej Skripal hinter Großbritannien gestellt. In einer gemeinsamen Erklärung der vier Staats- und Regierungschefs sowie Großbritanniens heißt es, sie hätten "volles Vertrauen in die britische Einschätzung", dass die beiden Tatverdächtigen Mitarbeiter des russischen Militärgeheimdienstes waren und "dass diese Operation mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auf hoher Regierungsebene gebilligt wurde".
London hatte kurz zuvor Russlands Staatschef Wladimir Putin die Verantwortung für den Anschlag zugewiesen, bei dem Anfang März Sergej Skripal und seine Tochter Julia in Salisbury schwer verletzt wurden und beinahe gestorben wären. Der Kreml reagierte empört. Weder die Regierung noch irgendein Vertreter des russischen Staats stehe mit den Vorkommnissen in Salisbury in Verbindung, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.
Trotz der Erkenntnisse der britischen Ermittler will Russland nur nach einer offiziellen Anfrage aus Großbritannien nach den zwei mutmaßlichen Verdächtigen suchen. Man könne nur juristische Schritte einleiten, wenn bei den Ermittlungen Moskau nach bilateralen und internationalen Regeln eingebunden werde, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in der russischen Hauptstadt. Erst dann könnte Russland aktiv werden, sagte er der Agentur Tass zufolge.
May macht Kreml verantwortlich
Zuvor hatten britische Behörden Fahndungsfotos und Namen von zwei Russen veröffentlicht, die den Giftanschlag auf den Ex-Doppelagenten Skripal und dessen Tochter Julia verübt haben sollen. Die britische Polizei geht jedoch davon aus, dass es sich dabei nicht um die echten Namen der beiden Männer handelt. Zudem machte Premierministerin Theresa May den Kreml für den Anschlag verantwortlich.
Peskow nannte die Vorwürfe unzulässig und haltlos. Die russische Führung habe nichts mit dem Fall zu tun. Der Anschlag im März hatte eine internationale diplomatische Krise ausgelöst.
Quelle: ntv.de, jug/AFP