Wut auf Letzte Generation Berliner Autofahrer treten Klimaaktivisten
19.05.2023, 12:32 Uhr
Auf der Berliner Stadtautobahn A100 unweit des Kurfürstendamms eskalierte die Situation.
(Foto: picture alliance/dpa)
Erneut blockieren Aktivisten der Letzten Generation den Verkehr in der Hauptstadt. Einige Autofahrer haben ihre Wut nicht im Griff und werden der Gruppe gegenüber gewaltsam. Derweil protestieren andere Mitglieder vor der Staatsanwaltschaft Neuruppin in Stahlketten.
Autofahrer in Berlin sind gewaltsam gegen Aktivisten der Klimagruppe Letzte Generation vorgegangen. Nach Angaben eines anwesenden Pressefotografen zerrten sie am Morgen auf der A100 in Höhe der Abfahrt Kurfürstendamm an Protestierenden, schlugen auf diese ein und traten sie, um sie am Festkleben zu hindern. Insgesamt blockierten Aktivisten der Letzten Generation am Morgen an insgesamt elf Standorten in Berlin den Verkehr, wie die Polizei mitteilte.
Am Donnerstag hatten Aktivisten der Letzten Generation bereits an 14 Standorten in Berlin für stärkere Maßnahmen der Politik gegen den Klimawandel protestiert. Nach Angaben der Klimagruppe zielten die Blockaden bewusst darauf ab, den Urlaubsverkehr aus der Stadt hinaus zu behindern.
"Es macht uns wahrlich keine Freude, von Autofahrern angeschrien und weggezerrt zu werden", schrieb die Gruppe auf Twitter. "Aber die Fahrlässigkeit der Regierung im Angesicht drohender Ernteausfälle, Kriege und sozialen Verwerfungen zwingt uns, auf die Straße zu gehen." Die Aktivisten fordern als Sofortmaßnahmen gegen den drohenden "Klimakollaps" ein Tempolimit von 100 Kilometer pro Stunde auf deutschen Autobahnen sowie ein dauerhaftes 9-Euro-Ticket für Bus und Bahn.

Sechs Mitglieder legten sich Stahlketten an, um vor der Staatsanwaltschaft Neuruppin gegen den Anfangsverdacht gegen ihre Gruppe zu protestieren.
(Foto: Letzte Generation)
In Neuruppin protestierte die Gruppe derweil gegen Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Sechs Mitglieder zeigten sich nach eigenen Angaben vor dem Gebäude der Staatsanwaltschaft an Stahlketten. Damit wollten sich die Mitglieder symbolisch der Behörde ausliefern. Sprecherin Lina Johnson sagte: "Der Paragraf zur kriminellen Vereinigung ist dazu da, schwere Verbrechen zu unterbinden, nicht friedlichen zivilen Ungehorsam, der die Regierung auffordert, sich an Recht und Gesetz zu halten."
Die Staatsanwaltschaft Neuruppin ermittelt wegen des Anfangsverdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung sowie wegen Störung öffentlicher Betriebe. Hintergrund sind der Behörde zufolge unter anderem Attacken von Klimaaktivisten seit April 2022 auf Anlagen der Raffinerie PCK Schwedt. Das Landgericht in Potsdam hatte eine Beschwerde wegen einer Großrazzia gegen Mitglieder der Klimaschutzgruppe abgewiesen und den Anfangsverdacht der Bildung einer kriminellen Vereinigung bestätigt. Die Staatsanwaltschaft Berlin hält solche Ermittlungen allerdings nicht für gerechtfertigt.
Quelle: ntv.de, spl/dpa