"Überdimensioniertes Ego" Berlusconi rechnet mit Sarkozy ab
15.10.2015, 21:55 Uhr
2011 friedlich vereint beim G8-Gipfel in Deauville: Silvio Berlusconi neben Nicolas Sarkozy und Carla Bruni-Sarkozy.
(Foto: picture alliance / dpa)
In einer neuen Biographie plaudert Silvio Berlusconi aus dem politischen Nähkästchen. Darin bekommt vor allem Nicolas Sarkozy sein Fett weg. Auch über Angela Merkel weiß Italiens Ex-Premier manch Kalauer zu erzählen.
Der frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hadert weiterhin mit dem Verhalten anderer europäischer Staats- und Regierungschefs, vor allem mit dem französischen Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy. Berlusconi kritisiert in der ersten von ihm autorisierten Biographie, die von dem US-Journalisten Alan Friedman verfasst und nun veröffentlicht wurde, den "aggressiven Druck" auf seine Regierung, um diese unter Einschaltung des Internationalen Währungsfonds (IWF) zum Sparen zu bewegen.
Berlusconi kommt in dem Buch "My Way" auf eine Schlüsselszene aus dem Oktober 2011 zurück, in der Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel ein ironisches Lächeln austauschten, als sie auf Sparversprechen aus Italien angesprochen wurden. Dieses "Lächeln des Einverständnisses" habe sich in eine "überhebliche Grimasse" verwandelt, heißt es in Berlusconis Erinnerungen.
Der italienische Ex-Ministerpräsident rechnet in aller Ausführlichkeit mit Ex-Präsident Sarkozy und dessen aus Italien stammender Frau Carla Bruni-Sarkozy ab. Sarkozy sei ein "aufbrausender Politiker mit einem überdimensionierten Ego". Auf ihn, Berlusconi, sei Sarkozy neidisch gewesen, "weil ich reich war und er nicht". Als er dann Carla Bruni, die Erbin einer begüterten italienischen Familie geheiratet habe, habe Sarkozy ihm triumphierend gesagt: "Da siehst Du's, Silvio, jetzt bin ich auch reich."
Schmuck für Merkel
Über Merkel erzählt Berlusconi noch, er habe ihr, jedes Mal, wenn er nach Deutschland gekommen sei, "aus meiner Tasche" bezahlte, wertvolle Ketten und Armbänder geschenkt, über die sie sich gefreut habe. Ausdrücklich bestreitet Berlusconi einen vulgären Ausspruch über Merkel getan zu haben, der ihm zugeschrieben und in der italienischen Presse verbreitet wurde. 2011 hieß es in den Medien, Berlusconi habe Merkel in einem Telefonat vulgär als "unpackbaren Hintern" bezeichnet.
Besonders verletzt reagierte Berlusconi darauf, wenn er bei offiziellen Anlässen geschnitten wurde. So habe sich Sarkozy einmal bei einem EU-Gipfel in Brüssel geweigert, ihm die Hand zu reichen. "Was für ein Dummkopf! - habe ich mir gesagt. Was für eine Arroganz!" Carla Bruni habe beim G8-Gipfel 2011 in Deauville "strahlend" alle Staatsgäste umarmt, nur ihn nicht. Merkel hingegen habe sich nach der Szene aus dem Oktober 2011 in Brüssel noch am selben Tag bei ihm entschuldigt.
Silvio Berlusconi trat 2011 von seinem Amt als Premierminister Italiens zurück. Seine unzähligen Affären führten 2013 sogar dazu, dass er rechtskräftig wegen Steuerbetrugs verurteilt und mit einem zweijährigen Verbot der Bekleidung öffentlicher Ämter belegt wurde.
Quelle: ntv.de, kbe/AFP