Offensive der ukrainischen Armee Besatzer planen Verteidigung von "Festung" Cherson
21.10.2022, 18:27 Uhr
In der Region Cherson toben seit Wochen heftige Kämpfe.
(Foto: picture alliance / AA)
Die Lage der russischen Streitkräfte in der Region Cherson verschärft sich zuletzt immer weiter. Auch russisches Kriegsgerät wird im Angesicht der ukrainischen Offensive bereits evakuiert. Die Besatzungsregierung beharrt allerdings darauf, dass sie die Stadt Cherson nicht aufgeben will.
Moskau baut nach eigenen Angaben die südukrainische Stadt Cherson zu einer "Festung" aus. Die von russischen Truppen besetzte Stadt bereite sich auf ihre Verteidigung gegen die vorrückende ukrainische Armee vor, schrieb der Vertreter der prorussischen Verwaltung der Region, Kirill Stremousow, bei Telegram. Er beharrte darauf, dass Russland Cherson nicht aufgeben werde. "Glauben Sie mir, niemand beabsichtigt, die Stadt aufzugeben", erklärte der Vize-Chef der Besatzungsregierung.
Die Lage der russischen Streitkräfte in und um Cherson hatte sich zuletzt immer weiter verschärft. Angesichts der ukrainischen Gegenoffensive verkündeten die Besatzungsbehörden am Mittwoch ihren Rückzug aus der Region und auch aus der strategisch wichtigen Stadt. Tags zuvor sprach der russische Oberbefehlshaber in der Ukraine, General Sergej Surowikin, im Fernsehen vor einer schwierigen Lage in dem Frontabschnitt.
Kreml weicht aus
Ein Video eines prorussischen Separatisten legt nahe, dass die Evakuierung von Kriegsmaterial bereits vor Tagen begonnen hat. Im Internet tauchten erstmals am 10. Oktober Aufnahmen auf, die ihn auf einer Fähre mit Militärlastwagen bei der Überfahrt vom Westufer des Dnipro zum östlichen Ufer zeigen.
Ob der russische Präsident Wladimir Putin die Evakuierung angeordnet hat, will der Kreml allerdings nicht mitteilen. Auf entsprechende Nachfragen gab Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau ausweichende Antworten. "Diese Frage betrifft die Führung der militärischen Spezialoperation, ich empfehle Ihnen, sie an das Verteidigungsministerium zu richten", sagte er. Die ukrainischen Streitkräfte treiben nach eigenen Angaben ihre Offensive gegen russische Truppen in der Region Cherson voran.
"88 Orte befreit"
Nach Angaben der Ukraine sind seit der vergangenen Woche 88 Städte und Dörfer in der Region Cherson zurückerobert worden. "Region Cherson: 88 Orte befreit", erklärte der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialamts, Kyrylo Timoschenko, in Onlinediensten. Vergangene Woche hatte Kiew bereits die Rückeroberung von 75 Ortschaften in der Region gemeldet.
Cherson war die erste größere ukrainische Stadt, die nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar von russischen Streitkräften besetzt wurde. Angesichts vorrückender ukrainischer Truppen im Zuge der seit Wochen andauernden "Gegenoffensive" hat Russland vor wenigen Tagen mit der Evakuierung von Zivilisten und prorussischen Behörden aus der Region begonnen. Inzwischen sollen bereits 15.000 Menschen ans linke Ufer des Dnipro gebracht worden sein, wie Stremousow erklärte. Kiew verurteilt das Vorgehen als "Deportation" von Zivilisten nach Russland.
Quelle: ntv.de, chr/AFP