Historischer Gefangenenaustausch Biden und Harris empfangen freigelassene Amerikaner
02.08.2024, 05:56 Uhr Artikel anhören
US-Präsident Joe Biden umarmte den freigelassenen Journalisten Evan Gershkovich.
(Foto: AP)
Nach Jahren in russischer Gefangenschaft können drei von Putin freigelassene US-Amerikaner ihre Familien wieder in die Arme schließen. Ihr Flugzeug landet nach mehr als neun Stunden Flug unweit der US-Hauptstadt Washington. Das Empfangskomitee ist hochkarätig.
Nach dem historischen Gefangenenaustausch zwischen Russland, Belarus und mehreren westlichen Ländern ist das Flugzeug mit den freigelassenen US-Amerikanern in den Vereinigten Staaten gelandet. Die Maschine aus Ankara erreichte den Militärflughafen Joint Base Andrews unweit der US-Hauptstadt Washington am späten Donnerstagabend (Ortszeit) nach mehr als neun Stunden Flug, wie US-Medien berichten.
An Bord befanden sich der wegen Spionage verurteilte "Wall Street Journal"-Korrespondent Evan Gershkovich, der ehemalige US-Soldat Paul Whelan und die US-amerikanische Journalistin Alsu Kurmasheva. US-Präsident Joe Biden umarmte Gershkovich nach dem Verlassen der Maschine. Vizepräsidentin Kamala Harris war bei der Ankunft ebenfalls dabei.
"Unglaublicher Tag"
"Es ist ein wunderbares Gefühl", sagte Biden vor Journalisten auf dem Militärflughafen. "Ich war absolut überzeugt, dass wir das schaffen können." Harris sagte, "das ist ein unglaublicher Tag" - das könne man an den Freudentränen der Familienangehörigen sehen. Der Gefangenenaustausch sei ein "außerordentlicher Beweis dafür, wie wichtig es ist, einen Präsidenten zu haben, der die Macht der Diplomatie versteht".
Das Abkommen, über das mehr als ein Jahr lang unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt wurde, umfasst nach US-Angaben 24 Gefangene. 16 Personen wurden von Russland in den Westen überführt und 8 ehemalige Gefangene, die im Westen festgehalten wurden, durften nach Russland zurück, darunter der sogenannte Tiergarten-Mörder Wadim Krasikow.
Er war Ende 2021 zu lebenslanger Haft in Deutschland verurteilt worden, weil er nach Überzeugung des Berliner Kammergerichts im August 2019 einen tschetschenischstämmigen Georgier im Kleinen Tiergarten in der Hauptstadt erschossen hatte. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Krasikow den Mord im Auftrag staatlicher russischer Stellen begangen hatte. Die in Deutschland lebenden Angehörigen des Mordopfers zeigten sich enttäuscht, dass der von "Putin beauftragte Mörder wieder auf freiem Fuß" sei.
Scholz: Richtige Entscheidung
Es war der größte Austausch dieser Art seit Ende des Kalten Krieges. In Deutschland empfing Bundeskanzler Olaf Scholz die Freigelassenen am Flughafen Köln/Bonn. Er habe sich ausführlich mit den Eingereisten unterhalten können, was "sehr bewegend" gewesen sei, sagte Scholz in der Nacht. "Viele haben um ihre Gesundheit und auch um ihr Leben gefürchtet", fuhr Scholz fort.
Der Kanzler lobte die internationale Zusammenarbeit. Die Operation habe "nur durch intensive Kooperation mit vielen Ländern Europas und ganz besonders den Vereinigten Staaten von Amerika über eine ganz lange Zeit" erfolgen können, sagte Scholz. Mit Blick auf den Austausch sagte der Bundeskanzler, er glaube, "dass das eine richtige Entscheidung ist". Wer Zweifel daran habe, verliere diese nach dem Gespräch mit denjenigen, die jetzt in Freiheit sind.
Russlands Präsident Wladimir Putin empfing derweil die freigelassenen Russen in Moskau. "Ich möchte Ihnen zu Ihrer Heimkehr ins Heimatland gratulieren", sagte Putin auf dem Flughafen Wnukowo, wie im russischen Staatsfernsehen zu sehen war. Mehrere freigelassene Russen nahm der Kreml-Chef in den Arm.
Quelle: ntv.de, chl/dpa/AP/rts/AFP