Maduro wittert Umsturz Biden und Lula wollen Wahlergebnisse von Venezuela sehen
31.07.2024, 08:55 Uhr Artikel anhören
Eine Mehrheit der Venezolaner möchte Präsident Maduro anscheinend loswerden.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Am Montag erklären sich sowohl Staatschef Maduro als auch die Opposition zum Wahlsieger in Venezuela. An der Darstellung des autoritär herrschenden Präsidenten hegen die USA und eine Reihe lateinamerikanischer Länder Zweifel. Sie verlangen die Veröffentlichung der Wahlergebnisse.
US-Präsident Joe Biden und sein brasilianischer Kollege Luiz Inácio Lula da Silva haben die Veröffentlichung der Präsidentschaftswahl-Ergebnisse von Venezuela gefordert. Die Ergebnisse der Wahllokale müssten unverzüglich "vollständig, transparent und detailliert" von den venezolanischen Wahlbehörden veröffentlicht werden, heißt es in einer Erklärung, die nach einem Telefonat der beiden Staatschefs vom Weißen Haus veröffentlicht wurde.
Die weitgehend regierungstreue Wahlbehörde in Venezuela hatte Amtsinhaber Nicolás Maduro am Montag offiziell zum Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt. Er konnte demnach 51,2 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Die Opposition spricht von Betrug und erklärte ihren Kandidaten Edmundo González Urrutia ebenfalls zum Wahlsieger. Dieser kam angeblich nur auf 44,2 Prozent der Stimmen.
Die Opposition hat nach eigenen Angaben Zugang zu über 80 Prozent der detaillierten Wahlergebnisse aus den einzelnen Stimmbezirken, die der Nationale Wahlrat bislang nicht veröffentlicht hat. Demnach soll González auf 67 Prozent der Stimmen und Maduro auf 30 Prozent kommen. Neben der Opposition und den USA zweifeln auch die EU und eine Reihe lateinamerikanischer Länder das offizielle Wahlergebnis an.
"Wir haben keine Angst"
In der venezolanischen Hauptstadt Caracas gingen Tausende Regierungsgegner auf die Straße, um sich gegen das ihrer Meinung nach manipulierte Wahlergebnis zu wehren und Maduro aus dem Amt zu jagen. Sie skandierten "Wir haben keine Angst" und bejubelten ihren Präsidentschaftskandidaten González. Das wahre Ergebnis der Wahl sei eindeutig und nicht verhandelbar, rief Oppositionsführerin María Corina Machado ihren Anhängern von einer Tribüne aus zu. "Das Einzige, über das wir zu verhandeln bereit sind, ist eine friedliche Machtübergabe."
Bei den Protesten kamen laut der regierungsunabhängigen Organisation Foro Penal bislang mindestens elf Demonstranten ums Leben, darunter zwei Jugendliche. Zudem wurde nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft ein Polizist getötet. Im ganzen Land seien 749 Demonstranten festgenommen worden, sagte Generalstaatsanwalt Tarek William Saab. Sie hätten unter anderem Polizeiwachen, Büros des Wahlamtes, Rathäuser und Krankenhäuser angegriffen. Ihnen werde Terrorismus, Aufstachelung zum Hass und die Blockade öffentlicher Straßen vorgeworfen.
Maduro wittert Umsturz
Der seit 2013 autoritär herrschende Präsident Maduro kündigte eine Sicherheitsoperation an, bei der Soldaten und Polizisten in den Straßen patrouillieren und gegen gewaltbereite Gruppen vorgehen sollen. Er warf der Opposition und der US-Regierung vor, mithilfe bewaffneter Gruppen einen Umsturz zu planen. "Die Oligarchie erträgt das Wahlergebnis nicht", sagte er. "Aber der Faschismus kommt in Venezuela nicht durch."
Venezuela steckt seit Jahren in einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise. In dem einstmals wohlhabenden Land mit großen Erdölvorkommen leben mehr als 80 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Immer wieder kommt es zu Stromausfällen, Benzin, Gas und Medikamente sind knapp. Mehr als sieben Millionen Menschen - ein Viertel der Bevölkerung - haben Venezuela in den vergangenen zehn Jahren wegen Armut und Gewalt verlassen.
Quelle: ntv.de, chr/AFP/dpa