Marke EigenbauBodendrohnen sollen in der Ukraine Verwundete evakuieren
Maryna Bratchyk
Im Abwehrkampf gegen Russland setzt die Ukraine in großem Umfang Flugdrohnen ein, um Vorstöße der Invasionstruppen abzuwehren. Mittlerweile führt das ukrainische Militär auch Versuche mit Bodendrohnen durch. Dmytro Mamonov hat das medizinische Evakuierungsfahrgestell zusammen mit seinen Kindern entwickelt.
Im Abwehrkampf gegen Russland setzt die Ukraine in großem Umfang Flugdrohnen ein, um Vorstöße der Invasionstruppen abzuwehren. Seedrohnen fügen der russischen Marine schweren Schaden zu. Mittlerweile führt das ukrainische Militär auch Versuche mit Bodendrohnen durch. Die sollen allerdings nicht für Kämpfe eingesetzt werden, sondern um Verletzte zu bergen. Dmytro Mamonov, ein Vertriebener aus Slowjansk, hat das medizinische Evakuierungsfahrgestell zusammen mit seinen Kindern entwickelt.
ntv.de: Sie bauen sogenannte elektrische Krankentragen. Was ist das?
Dmytro Mamonov: Das sind ferngesteuerten Tragbahren, die in jedem Schützengraben vorhanden sein sollten. Und wenn ein Verwundeter getragen werden muss, kann er herausgenommen und auf den Weg geschickt werden. Das Gerät ist für die Evakuierung einer Person über eine Entfernung von fünf oder sechs Kilometern ausgelegt.
Wo ist der Vorteil?
Wenn gemeldet wird, dass ein Schwerverwundeter evakuiert werden muss, dauert es ohne elektrische Tragen mindestens zwei Stunden, um den Verwundeten vom Übergabepunkt zu holen, denn der ist weit von der Frontlinie entfernt.
Warum?
Weil man nicht mit einem Hummer oder einem Transportpanzer bis an die Front fahren kann. Der kann von einer Drohne vom Himmel aus gesehen und angegriffen werden. Deshalb müssen die Soldaten einen Verwundeten bis zu sieben Kilometer mit den Händen tragen. Das ist erstens sehr schwer und zweitens hält es eine gewisse Anzahl von Leuten von anderen wichtigen Kampfaufgaben ab. Auch die Evakuierungsgruppe setzt sich einer tödlichen Gefahr aus. Und bei einem Schwerverwundeten entscheidet jede Sekunde. Das heißt, eine solche E-Trage kann den Evakuierungsprozess erleichtern und beschleunigen und jedem Soldaten die Gewissheit geben, dass er, auch wenn er verwundet ist, notversorgt und an einen Ort gebracht wird, an dem er die notwendige Hilfe erhält.
Wie viele Personen braucht man, um so eine E-Trage zu bedienen?
Die Steuerung ist sehr einfach, sodass zur Evakuierung einer Person nur ein Betreuer benötigt wird, der in einem gewissen Abstand zu diesem Fahrzeug geht und es steuert. Wenn nötig, läuft er heran und leistet der verletzten Person Hilfe.
Ist es möglich, die Verantwortung für die Evakuierung vollständig auf elektronische Militärtransporter ohne Aufsicht zu übertragen?
Es ist verboten, aus der Ferne zu evakuieren. Denn wenn einem Verwundeten während des Transports etwas zustößt, liegt die gesamte Verantwortung bei dem Kommandeur, der den Befehl zur Evakuierung des Soldaten gegeben hat. Während des Transports kann ein Verwundeter zu krampfen beginnen, er kann verbluten, es kann einen technischen Defekt geben, einen Drohnenangriff. Es ist also gefährlich, ihn ohne Eskorte nur mit der Bodendrohne zu schicken.
Welche Art von Feedback erhalten Sie vom Militär?
Mehr als 90 Prozent des Feedbacks ist positiv. Die einzige Sache ist, dass mein Produkt oft für andere Zwecke verwendet wird.
Was für andere Zwecke?
Soldaten benutzen sie, um Vorräte zu transportieren, wenn sie in den Dienst gehen. Oft müssen sie fünf Kilometer zu Fuß gehen und dabei Proviant, Waffen und Ähnliches mit sich führen. Also nutzen sie die Bodendrohne als logistisches Hilfsmittel.
Wie viele Drohnen haben Sie bisher an die Front geschickt?
Mehr als 50 Stück. Ich habe auch die Lizenz an das Polytechnische Institut Ihor Sikorskyj in Kiew übertragen. Jetzt stellen die Studenten dort ebenfalls elektrische Träger für das Militär her.
Wie viel kostet eine Ihrer Drohnen?
2000 Dollar.
Stellen Sie Ihr elektrisches Krankenfahrzeug komplett selbst her?
Meine Kinder helfen mir.
Ihre Kinder?
Ja. Mein dreizehn Jahre alter Sohn hat die Elektronik gemacht. Meine neunjährige Tochter ist für den Stoff zuständig, der auf den Rahmen gespannt wird. Sie hat auch einzelne Komponenten lackiert, und jetzt bereitet sie Kabel vor und überprüft die Motoren. Es gibt viele Arbeiten, die sie erledigen kann. Natürlich arbeiten die Kinder nicht mit den Elektrowerkzeugen. Ich kümmere mich um den mechanischen Teil.
Haben Sie Investoren?
Ich habe nach einem Investor gesucht, der dieses Werkzeug produziert und sich für die Verwendung in der Armee einsetzt. Aber leider war niemand daran interessiert, denn es ist ein Low-Budget-Produkt. Danach habe ich mir eine Strategie zurechtgelegt: Ich stelle Drohnen her, schicke sie an die Front, und sie werden sich nach und nach bewähren und einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangen. Und das wird mir dann helfen, einen ernsthafteren Investor zu finden.
Warum haben Sie sich für dieses Konzept entschieden?
Ich bin ein Binnenflüchtling, das heißt, ein Mensch, der seine Wurzeln verloren hat und sich in der Schwebe befindet. Wenn ich nicht etwas Positives tue, wird mein Leben bedeutungslos.
Mit Dmytro Mamonov sprach Maryna Bratchyk