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Vorwürfe der Vetternwirtschaft Boris Johnson will Vater in den Ritterstand erheben lassen

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Boris links, Stanley rechts: die Johnsons.

Boris links, Stanley rechts: die Johnsons.

(Foto: IMAGO/Parsons Media)

Jeder ehemalige Premierminister Großbritanniens darf nach seiner Amtszeit Vorschläge machen, welche verdienten Persönlichkeiten einen Adelstitel verdient hätten. Boris Johnsons Liste soll ordentlich Konfliktpotenzial bergen.

Gegen den früheren Premierminister Boris Johnson gibt es einmal mehr Vorwürfe der Vetternwirtschaft. In den traditionellen "Resignation Honours", mit denen die britischen Regierungschefs nach ihrem Abschied verdiente Persönlichkeiten ehren können, wolle der konservative Politiker seinen Vater Stanley Johnson mit dem Titel "Sir" würdigen lassen, berichtete die Zeitung "Times". Der 82-Jährige sei einer von etwa 100 Menschen auf Johnsons Liste.

Johnsons Vater war lange Europaabgeordneter und arbeitete bei der Weltbank sowie der Europäischen Kommission. Dazu verfasste er Bücher über Umweltfragen. Stanley Johnson hatte in der jüngsten Vergangenheit für Schlagzeilen gesorgt, als ihm unanständiges Verhalten vorgeworfen wurde. Im Jahr 2021 beschuldigten ihn die ranghohe Tory-Abgeordnete Caroline Nokes und eine Journalistin öffentlich, sie auf Konferenzen der Konservativen Partei berührt zu haben. Johnson Senior kommentierte die Vorfälle, er habe keine Erinnerung daran.

Die "Times" kritisierte die Pläne als moralisch falsch. Kulturministerin Michelle Donelan gab sich hingegen gelassen. Es gebe deutlich größere Probleme, sagte sie dem Sender LBC.

Sunak als Zünglein an der Waage

Auch andere Personalien könnten noch für Aufregung sorgen. So will Johnson laut "Times" gleich vier amtierende Abgeordnete der Konservativen Partei, darunter seine Vertraute Nadine Dorries, zu lebenslangen Mitgliedern des Oberhauses ernennen. Das würde Neuwahlen in den Wahlkreisen der Parlamentarier auslösen - Umfragen zufolge drohen jeweils schwere Niederlagen für die Tories.

Die letzte Entscheidung über die "Resignation Honours" liegt beim derzeitigen Premierminister Rishi Sunak. Legt Sunak gegen die Wünsche seines internen Kritikers Johnson ein Veto ein, dürfte der Streit zwischen den Politikern eskalieren. Genehmigt er aber die Vorschläge seines Vorvorgängers, dürfte Sunak selbst in die Kritik geraten. Der Ritterschlag selbst erfolgt dann durch das Oberhaupt des britischen Königshauses.

Bereits vor Johnson haben Premierminister mit ihren "Rücktrittsehren" Parteifreunde oder enge Mitarbeiter ausgezeichnet. Allerdings hat der 58-Jährige bereits Dutzende Mitglieder des Oberhauses ernannt, darunter seinen Bruder Jo als Baron Johnson of Marylebone. Kritiker fordern seit Langem, den Ernennungsprozess zu reformieren. Mit mehr als 800 Mitgliedern ist das House of Lords die größte Parlamentskammer der Welt nach dem chinesischen Volkskongress.

Quelle: ntv.de, mba/dpa

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