Entlassung von General Popow Briten sehen große Unzufriedenheit in Moskaus Offizierskorps
15.07.2023, 13:30 Uhr Artikel anhören
Russische Offiziere bei einer Zeremonie in Moskau.
(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)
Weil er Kritik an der russischen Militärführung übt, wird General Iwan Popow seines Kommandos enthoben. Für den britischen Geheimdienst ist der Fall ein Beispiel für die zunehmende Unzufriedenheit innerhalb der Armee.
Nach Einschätzung des britischen Geheimdiensts sind mehrere Offiziere in der russischen Armee unzufrieden mit der militärischen Führung. "Direkte Kritik von Untergebenen wird wahrscheinlich zu einem zunehmenden Problem für Verteidigungsminister Sergej Schoigu und den Chef des Generalstabs, General Gerassimow", teilte das Verteidigungsministerium in London mit. Die Briten setzen sich in ihrem täglichen Lagebild mit der Entlassung von General Iwan Popow auseinander. Er hatte Kritik an seinen Vorgesetzten und der Kriegsführung in der Ukraine geübt und war als Kommandeur der 58. Armee entlassen worden.
"Popows Äußerungen machen auf die große Unzufriedenheit aufmerksam, die viele Offiziere wahrscheinlich gegenüber der ranghohen militärischen Führung hegen", schrieben die Briten. Die Beschwerden ähnelten weitgehend denen, die der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, vor seiner Meuterei geäußert habe. Prigoschin hatte immer wieder Führungsschwäche, Chaos und Unfähigkeit unter Verteidigungsminister Schoigu angeprangert. Im Juni zettelte Prigoschin einen Aufstand an, brach ihn aber wenig später ab.
Bereits in der vergangenen Woche hatte die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) in einem Bericht schwere Probleme in Moskaus Kommandostrukturen ausgemacht. Popows Ziel könne es gewesen sein, Gerassimow als Oberbefehlshaber für den Krieg gegen die Ukraine zu beseitigen. Der Generalstabschef aber versuche, Kritik zu unterbinden und sie nicht zu Kremlchef Wladimir Putin durchdringen zu lassen. "Die immer fragilere russische Befehlskette könnte in Zukunft zu einer kritischen Kommando- und Kontrollkrise führen, in der die Unterstützung der Feldkommandeure für das russische Militärkommando immer schwächer werden könnte", so die Analysten vom ISW.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa