Tausende Opfer befürchtet Bürgermeister meldet Cholera-Ausbruch in Mariupol
11.06.2022, 14:37 Uhr
Nach Angaben aus London gab es bereits 1995 eine Cholera-Epidemie in Mariupol.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Wegen der schwierigen humanitären Lage warnt Großbritannien vor der Ausbreitung tödlicher Krankheiten in den russisch besetzten Gebieten in der Ukraine. Nun meldet der Bürgermeister von Mariupol einen Cholera-Ausbruch in der Stadt. Er befürchtet Tausende Opfer.
Im russisch besetzten Mariupol sind nach ukrainischen Angaben Seuchen ausgebrochen. In der Hafenstadt gebe es einen Cholera- und Ruhrausbruch, sagte Bürgermeister Wadym Bojtschenko, der sich außerhalb der Stadt aufhält.
"Der Krieg, der mehr als 20.000 Menschen das Leben gekostet hat, wird mit diesen Infektionsausbrüchen leider die Leben weiterer Tausender Menschen in Mariupol fordern." Leichen verwesten in den Straßen. Teile der Wasserversorgung seien verseucht und sanitäre Anlagen zerstört. Bojtschenko rief die Vereinten Nationen und das Rote Kreuz dazu auf, Fluchtkorridore einzurichten, damit Bewohner die durch den Krieg weitgehend zerstörten Stadt verlassen könnten.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht ein hohes Risiko für einen Cholera-Ausbruch in der von russischen Angreifern schwer zerstörten ukrainischen Stadt Mariupol. "Die WHO hat aber bislang keine Meldung von Verdachtsfällen oder bestätigten Fällen erhalten", sagte eine Sprecherin in Genf. Die WHO sei selbst nicht in Mariupol, aber in engem Kontakt mit Partnern vor Ort.
Angesichts der schwierigen humanitären Lage in den russisch besetzten Gebieten hatte Großbritannien bereits gestern vor der Ausbreitung von tödlichen Krankheiten gewarnt. In Mariupol drohe ein Cholera-Ausbruch, teilte das Verteidigungsministerium in London mit. Seit Mai seien in der Stadt einzelne Fälle von Cholera gemeldet worden. "Die medizinische Versorgung in Mariupol steht wahrscheinlich bereits kurz vor dem Zusammenbruch. Ein größerer Cholera-Ausbruch in Mariupol wird dies weiter verschärfen", hieß es unter Verweis auf Geheimdiensterkenntnisse.
In der Ukraine habe es 1995 eine schwere Cholera-Epidemie gegeben und seitdem immer wieder kleinere Ausbrüche, vor allem in der südostukrainischen Region um Mariupol am Asowschen Meer. "Russland ringt darum, der Bevölkerung in den von Russland besetzten Gebieten grundlegende öffentliche Dienstleistungen anzubieten", teilte das Ministerium weiter mit. "Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist unbeständig, Telefon- und Internetdienste sind weiterhin stark gestört."
Quelle: ntv.de, jpe/rts/dpa