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"Bitcoin-Diktator" macht weiter Bukele erklärt sich zum Wahlsieger in El Salvador

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2019 wird Nayib Bukele zum Präsidenten in El Salvador gewählt und beginnt einen gnadenlosen Kampf gegen kriminelle Banden und den Zerfall der Wirtschaft. Obwohl eine direkte Wiederwahl eigentlich verboten ist, erklärt er sich zum Sieger. Menschenrechtler warnen vor der Schwächung der Demokratie.

El Salvadors umstrittener Präsident Nayib Bukele steht vor einem klaren Sieg bei der Präsidenten- und Parlamentswahl in dem mittelamerikanischen Land - obwohl ihm eine zweite Amtszeit gemäß Verfassung gar nicht gestattet wäre. Nach Auszählung von knapp einem Drittel der Stimmen kam der konservative Staatschef auf einen Stimmenanteil von knapp 83 Prozent, wie das oberste Wahlgericht mitteilte. Bukele selbst hatte sich bereits knapp eine Stunde nach Beginn der Stimmauszählung zum Sieger der Wahlen erklärt.

Eine direkte Wiederwahl des Präsidenten ist verboten. Deshalb ließ Bukele sich sechs Monate beurlauben und überließ das Amt formal einer treuen Beamtin.

Eine direkte Wiederwahl des Präsidenten ist verboten. Deshalb ließ Bukele sich sechs Monate beurlauben und überließ das Amt formal einer treuen Beamtin.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Seine Partei Nuevas Ideas (Neue Ideen) habe zudem mindestens 58 der 60 Sitze im Parlament errungen, schrieb er bei X. Tausende jubelnde Anhänger versammelten sich kurz darauf zum Feiern vor dem Nationalpalast in der Hauptstadt San Salvador. Zur Stimmabgabe waren rund 6,2 Millionen Bürger aufgerufen worden, darunter 741.000 Salvadorianer im Ausland.

Vorwürfe der Menschenrechtsverletzungen

Bukele ist für sein hartes Vorgehen gegen die Kriminalität und seinen autoritären Kurs bekannt. In einer Pressekonferenz wies Bukele den Vorwurf zurück, er regiere sein Land autokratisch und lasse unschuldige Menschen massenhaft inhaftieren. "El Salvador war die Mordhauptstadt der Welt", sagte der frühere Werbefachmann. Jetzt sei es das sicherste Land des amerikanischen Kontinents. Das Wahlergebnis werde den Willen der Salvadorianer deutlich zum Ausdruck bringen.

Eigentlich untersagt die Verfassung El Salvadors die direkte Wiederwahl des Präsidenten. Regierungstreue Verfassungsrichter ließen aber eine Kandidatur Bukeles für eine zweite, fünfjährige Amtszeit zu. Um das Verbot zu umgehen, ließ sich der Staatschef am 1. Dezember für sechs Monate beurlauben - bis zum Tag der geplanten Amtseinführung am 1. Juni. Eine loyale Beamtin übernahm währenddessen formell das politische Tagesgeschäft, Bukeles Einfluss blieb dadurch faktisch unbeschnitten. Der frühere Bürgermeister der Hauptstadt San Salvador ist seit 2019 Präsident und hat unter anderem die Digitalwährung Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel in El Salvador eingeführt.

Bevor er sich auf X als "Philosophenkönig" betitelte, hatte sich Bukele 2021 als den "coolsten Diktator der Welt" beschrieben. Im Kampf gegen die kriminellen Banden im Land, die sogenannten Maras, ließ er im März 2022 den Ausnahmezustand erklären. Dadurch wurden Grundrechte wie die Versammlungsfreiheit eingeschränkt. Mehr als 75.000 mutmaßliche Bandenmitglieder wurden seither festgenommen, die meisten nur auf Verdacht und ohne Zugang zu Anwälten. Kritiker warnen vor einer weiteren Schwächung der Gewaltenteilung und demokratischen Kontrolle unter Bukeles Ägide im kleinsten Land Mittelamerikas.

Quelle: ntv.de, gri/dpa

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