"Weitere 60 Jahre für Rückbau " Bundesämter warnen vor Risiken nach Atomausstieg
13.04.2023, 15:50 Uhr Artikel anhören
Das Atomkraftwerk Isar 2 in Niederbayern ist eines der drei verbliebenen Werke, das am Wochenende abgeschaltet wird.
(Foto: picture alliance / SVEN SIMON)
Am Samstag gehen die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz. Für die Bundesämter für nukleare Sicherheit ist das jedoch noch lange kein Grund zur Entwarnung. So sind die fehlenden Endlager weiterhin eine Herausforderung - und Reaktoren in Nachbarländern ein Risiko.
Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) und das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) haben auf Herausforderungen auch nach dem Atomausstieg aufmerksam gemacht. In einer gemeinsamen Mitteilung verwiesen BfS-Präsidentin Inge Paulini und BASE-Präsident Wolfram König auf radioaktive Abfälle, Atomkraftwerke im grenznahen Ausland und neue Bedrohungsszenarien.
Nach den gut sechs Jahrzehnten, in denen die Atomenergie zur Stromerzeugung genutzt wurde, "stehen noch mindestens weitere 60 Jahre bevor, die wir für den Rückbau und die langzeitsichere Lagerung der Hinterlassenschaften benötigen werden", heißt es in der Erklärung weiter.
Die letzten drei deutschen Atomkraftwerke Isar 2, Neckarwestheim und Emsland gehen am Samstag vom Netz. König machte auf die radioaktiven Abfälle aufmerksam, die aus dem Betrieb der deutschen Atomkraftwerke resultieren. Dabei handele es sich um 1900 Behälter in derzeit 16 Zwischenlagern. "Die Endlagerung in tiefen geologischen Schichten bietet dafür die nach wie vor sicherste Lösung", erklärte er. Neben den besonders gefährlichen und langlebigen, hoch radioaktiven Abfällen müssten zudem etwa 600.000 Kubikmeter an sogenannten schwach und mittel radioaktiven Abfällen sicher entsorgt werden.
BfS-Präsidentin Inge Paulini betonte, der Atomausstieg sei "ein klarer Zugewinn an Sicherheit in Deutschland". "So lange in unmittelbarer Nachbarschaft jedoch weiterhin Kernkraftwerke in Betrieb sind oder gar neu geplant werden, sind die Risiken der Kernkraft nicht gebannt", fügte sie jedoch hinzu. Sieben AKW-Standorte seien weniger als hundert Kilometer von Deutschland entfernt. "Das Reaktorunglück von Fukushima hat gezeigt, dass Kernkraft selbst für hoch entwickelte Industriegesellschaften ein unkalkulierbares Risiko darstellen kann", warnte Paulini.
Quelle: ntv.de, spl/AFP/DJ