Pionierarbeit und Ära Bundestag würdigt Renger und Schäuble
15.12.2022, 11:37 Uhr Artikel anhören
Standing Ovations für Wolfgang Schäuble
(Foto: dpa)
50 Jahre - so lange sitzt der CDU-Politiker Wolfgang Schäuble bereits im Bundestag. Am Tag seines Einzugs ins deutsche Parlament wird mit Annemarie Renger erstmals eine Frau zur Vorsitzenden gewählt. Grund genug, die beiden entsprechend zu würdigen.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) hat die Wahl der SPD-Politikerin Annemarie Renger zur ersten Bundestagspräsidentin vor 50 Jahren gewürdigt. "Die Wahl einer Frau für dieses Amt hat verständlicherweise einiges Aufsehen erregt", sagte Bas im Plenum des Parlaments. In der Tat habe es dann zwölf Jahre gedauert, "bis mit Rita Süssmuth (CDU) wieder eine Frau an die Spitze des Bundestags kam".
Renger habe "Pionierarbeit" geleistet und ihre Stellung genutzt, um - wie sie sagte - "der Sache der Frauen zu dienen". Politisches Engagement und Familienleben ließen sich nur vereinbaren, wenn die Rahmenbedingungen passten. Für Annemarie Renger habe dazu gehört, den Frauen der Bundestagsverwaltung die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. Die Eröffnung der Bundestags-Kindertagesstätte im Jahr 1970 sei auch auf ihre Initiative zurückgegangen.
Und auch heute sei der Frauenanteil mit knapp 35 Prozent im aktuellen 21. Bundestag zu niedrig. Frauen seien in Führungspositionen unterrepräsentiert und verdienten weniger. Als Abgeordnete habe sie immer ihren eigenen Kopf behalten, nicht immer zur Freude ihrer Fraktion.
"Ein Parlamentarier aus Leidenschaft"
Renger war am 13. Dezember 1972 zur Bundestagspräsidentin gewählt worden. Sie war damit weltweit die erste Frau an der Spitze eines Parlaments. Am selben Tag zog auch der CDU-Abgeordnete Wolfgang Schäuble erstmals in den Bundestag ein, der seit 50 Jahren ununterbrochen dem deutschen Parlament angehört. "Das ist einmalig in der gesamten Geschichte des deutschen Parlamentarismus", sagte Bas. "Das ist eine Ära. Ihre Wählerinnen und Wähler haben Sie 14 Mal in Folge mit einem Direktmandat betraut."
Schäuble habe als Kanzleramtschef maßgeblich die deutsch-deutschen Beziehungen gestaltet und als Innenminister unter Helmut Kohl den Einigungsvertrag entworfen und den Wiedervereinigungsprozess entscheidend mitgelenkt. Als Finanzminister habe er Deutschland und Europa durch die Finanz- und Eurokrise navigiert. Und als Bundestagspräsident habe er beispielsweise die Deutsch-Französische Parlamentarische Versammlung etabliert. Schäuble sei ein "Mann der Exekutive", und zugleich "ein Parlamentarier aus Leidenschaft".
Quelle: ntv.de, mba/AFP