Einbau verzögert sich weiter Bundeswehr-Funkgeräte lagern wohl noch länger
09.10.2023, 17:23 Uhr Artikel anhören
Verteidigungsminister Pistorius beim Besuch einer Panzertruppenschule.
(Foto: picture alliance/dpa)
Damit die Bundeswehr funktions- und kooperationsfähig bleibt, müssen in kurzer Zeit mehrere Brigaden auf digitalen Funk umgestellt werden. Insgesamt will die Armee gar tausende Fahrzeuge mit neuen Geräten ausrüsten. Der Einbau verzögert sich einem Bericht zufolge nun noch stärker als bereits angenommen.
Bei der Umrüstung auf neue digitale Funkgeräte bei der Bundeswehr gibt es einem Bericht zufolge weitere Verzögerungen. Wie das Portal Table Media berichtete, dürfte die schlussendliche Verzögerung "etwa zwei Jahre" betragen. "Das heißt, aus einer großflächigen Umrüstung in 2025 wird dann eher 2027", sagte der Abteilungsleiter im Bereich Cyber- und Informationstechnik im Verteidigungsministerium, Generalleutnant Michael Vetter, dem digitalen Medienhaus.
Bislang war das Verteidigungsministerium davon ausgegangen, dass es zu Verzögerungen von etwa einem Jahr kommen werde, weil die technische Komplexität beim Einbau der Geräte unterschätzt worden sei. Nach Vetters Angaben sind Abstimmungsschwierigkeiten zwischen dem Verteidigungsministerium und dem für die Beschaffung zuständigen Bundesamt der Grund für die Verzögerungen. Wann welche Fahrzeuge für eine Umrüstung zur Verfügung stehen, sei schwierig zu ermitteln gewesen, weil "in großem Umfang Fahrzeuge an die Ukraine abgegeben" worden seien.
Die Probleme mit den Funkgeräten hatten nach eigenen Worten jüngst auch Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius von der SPD "verärgert". Er verwies darauf, dass der Auftrag vor seiner Zeit im Amt erteilt worden sei und sicherte zu, den Sachverhalt zu klären.
Schwierigkeiten bei der Abstimmung
Die Verzögerungen waren bereits vor wenigen Wochen in den Fokus gerückt. Die "Welt" hatte über das Rüstungsprojekt "Digitalisierung Landbasierter Operationen" (D-LBO) berichtet, in dessen Rahmen die Bundeswehr 34.000 Fahrzeuge vom Panzer bis zum Geländewagen mit digitalen Funkgeräten ausstatten will. Wie das Medium schrieb, hatte sich in den für das Projekt zuständigen Abteilungen des Verteidigungsministeriums und des nachgeordneten Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung offenbar niemand rechtzeitig um die Frage der Montage gekümmert. Seit Januar 2023 werden die Geräte des Herstellers Rohde & Schwarz demnach geliefert, können aber nicht eingebaut und müssen in Depots gelagert werden.
Verzögerungen kann sich die Bundeswehr aber kaum leisten. Laut dem damaligen Bericht der "Welt" drängt die Zeit beim Funkgeräte-Projekt. Die Bundesregierung steht bei der NATO demnach im Wort, ab 2025 eine voll ausgerüstete Division mit drei Brigaden und 15.000 Soldaten bereitzustellen. Dafür müssten rund 10.000 Fahrzeuge mit einer digitalen Anfangsbefähigung ("D-LBO basic") zur Verfügung stehen. Ohne diese Ausstattung wäre die Division mit veralteter Kommunikationstechnik nicht führungsfähig, heißt es im Artikel.
Quelle: ntv.de, mpe/AFP