"Das Duell" zu Flüchtlingskrise Buschkowsky nimmt Wirtschaft in die Pflicht
14.09.2015, 21:04 Uhr
Heinz Buschkowsky gilt als ehemaliger Bürgermeister des Berliner Stadtteils Neukölln als Integrationsexperte.
(Foto: n-tv)
Für Neuköllns Ex-Bürgermeister Buschkowsky ist die Integration der vielen Flüchtlinge nur über berufliche Qualifikation zu erreichen. In "Das Duell bei n-tv" prophezeit er, dass noch viel mehr Flüchtlinge kommen werden, als bisher angenommen.
Heinz Buschkowsky (SPD) hat die Beteiligung der Wirtschaft bei der Integration von Flüchtlingen gefordert – nicht auf freiwilliger Basis, sondern verpflichtend. "Wie wäre es denn, wenn die Wirtschaft auch mal eine Integrationsverpflichtung übernehmen würde? Nach dem Motto: Die Menschen, die wir in unsere Unternehmen holen, die bei uns Dienstleistung, Arbeit vollbringen, die werden wir auch ein oder zwei Tage unterrichten. In Sprache, in Lebenskultur, in mitteleuropäischer Lebensart", sagte der ehemalige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln in "Das Duell bei n-tv" (Thema: "Bedingt willkommen – ist Merkels Flüchtlingspolitik gescheitert?").
Buschkowskys Parteivorsitzender, Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, hatte die Zahl der allein für 2015 in Deutschland erwarteten Flüchtlinge am Montag auf eine Million nach oben korrigiert. Diese Zahl ist nach Ansicht von Buschkowsky wohl zu niedrig angesetzt. Schließlich würden viele Flüchtlinge ihre Familien nachholen. "Wir reden insgesamt über eine Menge Menschen, etwa zwischen einer und vier Millionen", so der Integrationsexperte aus Berlin.
Er forderte die umgehende Qualifikation der Neuankömmlinge: "Die Alternative ist Hartz-IV-Endlosschleife", sagte Buschkowsky. Es stehe zu befürchten, dass Unternehmen sich lediglich für ohnehin gut qualifizierte Flüchtlinge interessieren würden: "Und die, die wir nicht so gut finden, die karren wir dann zum Sozialsystem."
Scharnagl: Flüchtlingsandrang stoppen
Buschkowskys Gesprächspartner war Wilfried Scharnagl (CSU), langjähriger Weggefährte von Franz-Josef Strauß. Scharnagl begrüßte die Aussetzung des Schengen-Abkommens durch die Bundesregierung und die Wiedereinführung von Grenzkontrollen, um den unkontrollierten Zustrom der Flüchtlinge zu stoppen. "Es war eine Ausnahme, dass es einige Tage nicht so war. Und dass die Ausnahme nicht so weitergehen konnte, und Gott sei Dank nicht so weitergeht, war eine richtige und wichtige Entscheidung", sagte Scharnagl.
Vordringlich sei nun, den Zustrom von Flüchtlingen über die Balkanroute zu verlangsamen, wenn nicht gar zu stoppen. "Wir müssen schauen, dass es nicht so weitergeht. Das ist die erste Aufgabe", sagte Scharnagl.
Streit über Einwanderungsgesetz
Der CSU-Stratege forderte, die USA bei der Unterbringung von Kriegsflüchtlingen stärker in die Pflicht zu nehmen - schließlich seien sie für die blutigen Konflikte im Irak, in Syrien und Afghanistan verantwortlich. "Von den vielen, von denen wir reden, müsste mal die erste Million in Amerika abgeliefert werden. Es ist eine Unverschämtheit, dass Herr Obama sagt, also vielleicht nehmen wir Zehntausend. Die haben es verursacht, die müssen mehr nehmen", kritisierte Scharnagl.
Uneins waren sich die Gesprächspartner über die Einführung eines Einwanderungsgesetzes. Scharnagl zeigte sich sehr skeptisch: "Einwanderung bedeutet: Es kommen nicht weniger, sondern es kommen mehr. Wer ein Einwanderungsgesetz will, muss das Asylrecht ändern. Dann kann es so nicht bleiben", sagte der CSU-Politiker. Buschkowsky hingegen plädierte für eine geordnete Einwanderung: "Wenn wir stehenbleiben auf einer Einwanderung nach dem Zufall, wenn wir stehenbleiben auf einer Einwanderung der Bildungsferne: Dann werden wir das, was wir uns erhoffen, nicht erreichen."
"Das Duell bei n-tv" mit Heinz Buschkowsky und Wilfried Scharnagl wird um 23.10 Uhr wiederholt.
Quelle: ntv.de