Politik

"Gibt eine Flut an Einser-Abis" CDU und Lehrerverband warnen vor Entwertung des Abiturs

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Einser-Abiturienten zugenommen.

In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Einser-Abiturienten zugenommen.

(Foto: dpa)

Immer mehr Schülerinnen und Schüler in Deutschland schaffen ein Abitur mit einer Eins vor dem Komma. Die Union und der Lehrerverband sehen darin einen negativen Trend. Sie warnen vor einer "Noteninflation". SPD und Linke haben eine andere Sicht auf das Thema.

Angesichts einer wachsenden Zahl an Einser-Abiturabschlüssen in Deutschland warnen Union und Lehrerverband vor einer Entwertung des Abiturs. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph Ploß sagte der "Rheinischen Post": "Das Abitur wird immer stärker entwertet, wenn immer mehr Schüler Jahr für Jahr bessere Zensuren bekommen."

Das schade den wirklich Fleißigen und helfe nicht denjenigen, die Wissenslücken hätten, ergänzte Ploß. "Die Noteninflation an Deutschlands Schulen muss gestoppt werden." Der Hamburger Abgeordnete verwies auf Zahlen aus der Hansestadt: Dort mache demnach inzwischen fast jeder Dritte ein Einser-Abitur. Auch in anderen Bundesländern sei die Einser-Quote laut dem Datenportal "Statista" ähnlich hoch, zum Teil sogar höher, schreibt die Zeitung.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, kritisierte: "Es gibt eine Flut an Einser-Abis." Zwar sei das Abitur "nichts, was einem hinterhergeworfen wird". Dennoch dürfe an der Qualität nicht weiter herumgedoktert werden, sagte Düll.

Auf welche Daten oder Entwicklungen sich Lehrerverband und Union dabei genau beziehen, blieb unklar. Aus der Abitur-Statistik der Kultusministerkonferenz bis 2024 geht jedenfalls keine eindeutige Tendenz hin zu mehr Abiturabschlüssen zwischen 1,0 und 1,9 in den letzten fünf Jahren hervor.

Demnach lag im Jahr 2021 und 2022 etwa in Bayern die Quote derjenigen, die einen solchen Abschluss schafften, mit mehr als 35 Prozent noch höher als in den Folgejahren. 2023 und 2024 erreichten diesen Schnitt dort im Vergleich lediglich etwa 30 Prozent der Schüler. Die Abitur-Daten für das Jahr 2025 liegen noch nicht in allen Bundesländern vor.

Linke setzt sich für "Abschaffung von Noten und Hausaufgaben ein"

Der Forschungs- und Bildungsexperte der SPD-Fraktion, Oliver Kaczmarek, erklärte: "Bei der Bewertung von Schülerleistungen ist es vor allem wichtig, sich an objektiven Kriterien und Erhebungen zu orientieren und nicht nach persönlichem Empfinden zu urteilen." Abiturienten arbeiteten hart für die Prüfungen und verdienten Respekt. Dass heute mehr Schülerinnen und Schüler ein gutes Abi machen würden, "ist Zeichen zunehmender, aber im internationalen Vergleich immer noch nicht ausreichender Durchlässigkeit unseres Bildungssystems".

Derweil plädiert die Linke dafür, Noten gänzlich aus den Schulen zu verbannen. Die bildungspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, Nicole Gohlke, sagte der "Rheinischen Post": "Wir setzen uns weiter für die Abschaffung von Noten und Hausaufgaben ein." Und weiter: "Zumal Studien längst belegen, wie subjektiv Notenvergaben ablaufen können." Die Diskussion über zu viele Einser-Abis gehe dann auch an den entscheidenden Themen vorbei. "Es geht darum, das Bildungssystem zu verbessern, die Diskussion um Bewertungsmaßstäbe ist nachrangig." Wer dazu nichts Substanzielles beitragen könne, "schimpft gerne über Noteninflation", so die Linke.

Quelle: ntv.de, lar/fzö/AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen