Reparationen an Griechenland CSU hält Gauck-Vorstoß für "problematisch"
04.05.2015, 02:16 Uhr
"Die Folgewirkungen einer Entschädigungslösung, sei es über eine Stiftung oder nach einem anderen Modell, wären problematisch und sehr schwer vorherzusagen", warnt Singhammer.
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Bundespräsident Gauck polarisiert mit seinem Vorschlag der Wiedergutmachung für Verbrechen deutscher Truppen im Zweiten Weltkrieg in Griechenland. Während die Idee in Athen Zustimmung findet, erntet sie in Teilen der Großen Koalition heftigen Widerspruch.
Bundespräsident Joachim Gauck stößt mit seinem Vorstoß für eine Wiedergutmachung deutscher Kriegsverbrechen in Griechenland auf Zustimmung in Athen und auf Widerspruch aus der CSU. "Ich halte nichts davon, jetzt erneut über Entschädigungen nachzudenken", sagte Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer (CSU) der "Passauer Neuen Presse". "Die Bundesregierung hat sich in dieser Frage sehr vernünftig verhalten und die Wünsche aus Griechenland wegen der international eindeutigen Rechtslage abgelehnt." Deutschland habe immer zu seiner historischen Verantwortung gestanden.
"Die Folgewirkungen einer Entschädigungslösung, sei es über eine Stiftung oder nach einem anderen Modell, wären problematisch und sehr schwer vorherzusagen", warnte Singhammer. "Andere Länder können mit einer ähnlichen Begründung wie die griechische Regierung auf uns zukommen und Entschädigungen einfordern." Es sei zweifelhaft, "ob solche Diskussionen am Ende der Versöhnung und der Verständigung dienen". Griechenland habe dem Zwei-Plus-Vier-Vertrag zur deutschen Wiedervereinigung zugestimmt. "Das entspricht de facto einem Friedensvertrag."
"Erklärung von historischer Bedeutung"
Gauck hatte in der "Süddeutschen Zeitung" Wiedergutmachung für Verbrechen angeregt, die deutsche Truppen im Zweiten Weltkrieg in Griechenland begingen. "Es ist richtig, wenn ein geschichtsbewusstes Land wie unseres auslotet, welche Möglichkeiten von Wiedergutmachung es geben könnte", sagte er - ausdrücklich, ohne sich von der Haltung der Bundesregierung zu distanzieren, die Reparationsforderungen aus Athen ablehnt. In Berlin war zuletzt auch die Idee einer Stiftung im Gespräch, etwa nach dem Vorbild jener für ehemalige Zwangsarbeiter.
Die griechische Parlamentspräsidentin Zoe Konstantopoulou hat den Vorstoß Gaucks indes begrüßt. Dies sei eine "Erklärung von historischer Bedeutung". Damit werde zugegeben, dass es notwendig sei, die Aussichten auf Wiedergutmachungszahlungen an Griechenland zu untersuchen, teilte die Parlamentspräsidentin mit. Der stellvertretende griechische Finanzminister Dimitris Mardas hatte Anfang April die Forderungen seines Landes mit 278,7 Milliarden Euro beziffert.
Quelle: ntv.de, bad/dpa