Kampf um den Bundestag Chebli zwingt Müller in den Ring
14.08.2020, 17:38 Uhr
Chebli drängt in den Bundestag und muss sich dabei zunächst gegen den Regierenden Bürgermeister Müller durchsetzen.
(Foto: Wolfgang Kumm/dpa/Archivbild)
Michael Müller ist Landesvorsitzender der Berliner SPD und Regierender Bürgermeister. Beide Ämter wird er bis zum Herbst 2021 verlieren. Zum Ausgleich strebt er in den Bundestag. Der Weg dorthin wird steinig, die Partei rollt ihm bislang keinen roten Teppich aus.
Im Rennen um den Bundestag steht ein direkter Kampf zwischen Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller und Staatssekretärin Sawsan Chebli um den Wahlkreis Charlottenburg-Wilmersdorf an. Die 42-Jährige kündigte an, sich um das Direktmandat bewerben zu wollen. Dies hatte vor wenigen Tagen auch Müller getan. Das letzte Wort haben nun die Mitglieder des Kreisverbandes.
Für den 55-Jährigen, der in der Berliner SPD inzwischen so gut wie jeden Posten - vom Kreischef über den Landeschef, vom Fraktionsvorsitzenden zum Regierenden Bürgermeister innehatte - eine neuerliche Schlappe. Denn er musste bereits in diesen Wahlkreis ausweichen, nachdem SPD-Vize Kevin Kühnert seine Ambitionen auf den Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg, deutlich gemacht hatte.

Müller weicht erst Kühnert aus und musssich nun gegen Chebli durchsetzen.
(Foto: imago images/Agentur Baganz)
"Ich freue mich auf einen offenen und fairen Wettbewerb um die Nominierung", teilte Chebli nun mit. "Ab heute stehe ich, Sawsan Chebli, der SPD und meinem Kreisverband als Kandidatin für die nächste Wahl zum Deutschen Bundestag zur Verfügung." Sie habe die Mitglieder ihres Kreisverbands Charlottenburg-Wilmersdorf gebeten, sie als Kandidatin zu nominieren.
"Ich bin froh, dass ich in einem Land lebe und in einer Partei aktiv sein darf, wo nicht Anspruchshaltung, sondern Engagement und Überzeugungen den Ausschlag geben", sagte Chebli nun. Sie hoffe auf einen Wettbewerb, der den Zusammenhalt stärke, statt zu spalten.
Müller auf die Landesliste?
Nach ihren Aufgaben als Staatssekretärin, Bevollmächtigte des Senats beim Bund, Beauftragte für die internationalen Beziehungen Berlins und Sprecherin des Auswärtigen Amts fühle sie sich gut vorbereitet für die Bundespolitik. Wie ihre Partei setze auch sie sich ein gegen Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus, und für gesellschaftlichen Zusammenhalt, soziale Gerechtigkeit, Gleichstellung und eine starke Rolle Deutschlands und Europas in einer unruhigen Welt.
Der Landesverband wird Ende Oktober mit Bundesfamilienministerin Franziska Giffey und dem Berliner Fraktionschef Raed Saleh eine neue Landesspitze wählen. Bislang führt Müller den Landesverband. Giffey gilt dann auch als Spitzenkandidatin für die Berliner Abgeordnetenhauswahl im Herbst 2021 - und auch hier als Nachfolgerin Müllers.
Sollte Müller im Duell mit Chebli unterliegen, wären noch ein Spitzenplatz auf der Landesliste denkbar. Dort hatte bislang Eva Högl Platz eins. Als Wehrbeauftragte kann sie nicht mehr Bundestagsabgeordnete sein. Högl hatte allerdings auch ihren Wahlkreis in Berlin Mitte direkt gewonnen. Dieser Posten ist nun ebenfalls vakant.
Bei der Wahl 2017 hatte die Berliner SPD drei Direktmandate und zusätzlich drei Delegiertenplätze über die Landesliste errungen. Der nun von Chebli und Müller beanspruchte Wahlkreis Charlottenburg-Wilmersdorf war übrigens an die CDU gegangen.
Quelle: jwu/dpa