Parteichef Xi profitiert von Mao Chinas KP ist zum Jubiläum mächtig wie nie
01.07.2021, 07:01 Uhr
Staatschef Xi Jinping zementiert seine Macht immer weiter.
(Foto: picture alliance/dpa/XinHua)
Die Geschichte der Volksrepublik ist ereignisreich. Welche Ereignisse allerdings in Erzählungen auftauchen dürfen, entscheidet auch zum Jubiläum der KP die Führung des Landes. So liest sich die Historie Chinas wie eine einzige Erfolgsgeschichte der Partei - von Mao bis Xi.
32 Meter hoch thront die Statue von Staatsgründer Mao Zedong in Changsha in der südchinesischen Provinz Hunan über einer Schar junger Besucher, die Bubble Tea trinken und Selfies schießen - hier im Kernland der Kommunistischen Partei (KP) Chinas liegen Vergangenheit und Zukunft ganz nah beieinander. China verdanke seinen enormen Fortschritt vor allem der KP, so die überwiegende Meinung junger und älterer Besucher in Changsha. "China hat sich dank der Bemühungen unserer Vorfahren und dieser Generation von Parteimitgliedern entwickelt", sagt der 23 Jahre alte Student Li Peng, der selbst der Partei angehört.
Kurz vor dem 100. Jubiläum der Parteigründung am Donnerstag läuft die Propagandamaschine der KP mit Filmen, Fernsehserien und Touristenausflügen zum Thema auf Hochtouren. Politische Säuberungen, Unterdrückung, Hungersnöte - die dunklen Kapitel der 100-jährigen Geschichte - verblassen dahinter. Heute ist China die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, in der Tech-Unternehmer ein Vermögen machen und Millionen Menschen die Armut hinter sich gelassen haben. Der heutige Staatschef Xi Jinping, der seit 2012 an der Spitze des Landes steht, wird die Feierlichkeiten auch nutzen, um seine Regierung historisch zu legitimieren. Dabei hat das heutige China wenig mit Maos China zu tun.
Große Hungersnot hat nur natürlich Ursprünge
Gegründet wurde die Partei am 23. Juli 1921 von einer kleinen Gruppe in Shanghai aus dem Untergrund heraus. Das offizielle Datum der Parteigründung, der 1. Juli, wurde erst sehr viel später von Mao willkürlich festgelegt. Und die heutige KP achtet strikt darauf, dass weiterhin "eine korrekte Sicht auf die Parteigeschichte" vorherrscht, wie Xi es nannte. Die neueste Ausgabe der offiziellen Parteigeschichte fasst die Kulturrevolution (1966-76) auf gerade einmal drei Seiten zusammen. Die große Hungersnot (1958-62), bei der infolge von Maos katastrophaler Wirtschaftspolitik Millionen Menschen ums Leben kamen, wird nur am Rande als "Naturkatastrophe" erwähnt.
Xis Ära, die 2012 begann, ist hingegen ein Viertel des gesamten Buches gewidmet. Diese Kampagne ziele darauf ab, "Xis Profil zu schärfen und die Partei auf ihn zu zentrieren", sagt Carl Minzner, Professor für chinesische Politik und Recht an der Fordham University in den USA. Jede Abweichung von der Parteilinie wird unterdrückt, anderslautende Meinungen im Internet werden zensiert.
Unerbittliche Propaganda und eine Nulltoleranz-Politik gegenüber Andersdenkenden sollen die offizielle Version der Parteigeschichte wahren. "Eine offene Debatte über die Ära Mao ist im heutigen China unmöglich", sagt Julia Lovell, Professorin für moderne chinesische Geschichte an der Birkbeck University of London. "Für Xi ist der Mao-Kult eine Möglichkeit, den Einfluss der Partei auszuweiten, Maos Philosophie des rücksichtslosen Kampfes gegen den Gegner zu zelebrieren und die persönliche Macht zu zentralisieren." Dies sei ein seltsamer Widerspruch zu dem heutigen China, das sich seit Maos Herrschaft so sehr verändert habe.
So sperre beispielsweise die Partei, die einst gegründet wurde, um die Arbeiter zu stärken, heute regelmäßig Arbeitsrechtsaktivisten ein. Gleichzeitig kämpfe die Arbeiterklasse noch immer mit sozialer Ungleichheit, steigenden Lebenshaltungskosten und geringen Aufstiegschancen. Dennoch ist es der Partei gelungen, sich die Unterstützung der Öffentlichkeit zu sichern, zuletzt etwa durch ihr Vorgehen gegen die Corona-Pandemie und ihren Kampf gegen die Armut. Auch das anhaltende Wirtschaftswachstum spielt der KP in die Karten. Mittels ihrer Online-Kampagnen ist es der Partei auch gelungen, eine neue Generation von KP-Anhängern zu mobilisieren.
Quelle: ntv.de, Laurie Chen, AFP