Politik

Lieber im Porsche im Stau Christian Lindner ist gerne ein "Angeber"

Er fuhr schon als Student mit dem Sportwagen in die Uni. Christian Lindner verteidigt das und wehrt sich gegen das Yuppie-Image seiner FDP. In der n-tv Talkshow "Klamroths Konter" erzählt er außerdem, wie er die Partei in den Bundestag führen will.

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Louis Klamroth spricht mit Christian Lindner über die FDP, die deutsche Mittelschicht und warum er eine andere Perspektive hat als ältere Politiker.

Die FDP will er in den Bundestag zurückführen, doch gerade hat die Partei eine Schlappe im Saarland eingefahren. "Ich sage 'sicher', andere 'zumindest wahrscheinlich'", sagt Parteichef Christian Lindner zu den Aussichten auf Bundestagssitze. In der n-tv Talkshow "Klamroths Konter" (heute 23.30 Uhr bei n-tv) gibt er einen Einblick in seine Strategie und erklärt auch, warum die FDP keine hartherzige Partei mehr sei. Noch immer hafte den Liberalen der Satz von der spätrömischen Dekadenz über Hartz-IV-Empfänger an, stichelt Gastgeber Louis Klamroth. Er konfrontiert den 38-jährigen Politiker mit seinem Image als porschefahrender Yuppie, der schon mit Anfang 20 lieber seine eigene Firma gegründet hat, statt feiern zu gehen. "Warum ist es 'erwachsen', was tun zu wollen und warum ist es 'jugendlich', einen Joint zu rauchen?" kontert Lindner. "Straight? Ja! Ist es auch, war es auch." Er habe seine Miete bezahlen und ein Auto haben wollen, und zwar vollgetankt. "Aber ich wollte bei keinem danke sagen, also musste ich was tun."

"Klamroths Konter"

Louis Klamroth, 27, studierte Politologie in Amsterdam und London. In einem früheren Leben war er Hauptdarsteller des Films "Das Wunder von Bern". Die probono Fernsehproduktion präsentiert seine wachen, beherzten Interviews in Zusammenarbeit mit n-tv.de.

Aufgezeichnet wird die Sendung in der imponierenden Schaltzentrale des Heizkraftwerkes Berlin, das bis 1997 die "Hauptstadt der DDR" mit Energie und Wärme versorgte. Heute birgt der Koloss an der Köpenicker Straße den legendären Club "Tresor".

Mit 21 saß Lindner im Landtag, rund zehn Jahre später war er der jüngste FDP-Vorsitzende aller Zeiten. "Aber auch der erste in der außerparlamentarischen Opposition", merkt Lindner an, der offenbar dann doch nicht nur bei allem auf sein junges Alter reduziert werden will. Dass er mit 23 mit seinem Porsche in die Uni fuhr, findet er auch im Nachhinein nicht angeberisch. "Ich mag Sportautos, weil ich das Geräusch des Motors liebe, weil ich gerne forciert durch den Verkehr gleite, weil ich gerne offen fahre, weil ich die Form, das Dekolleté, die Kotflügel liebe, weil das für mich Lust und Genuss ist." Ihm sei egal, was andere darüber dächten. "Wenn du von allen gemocht werden willst, dann gehst du in die CDU. Aber ich bin Individualist."

Gefragt nach den Positionen der FDP heute beruft er sich - wie momentan alle Parteien - auf die Mitte der Gesellschaft. Wer das eigentlich sei? "Das sind alle Leute, die im Prinzip die gleiche Lebensperspektive haben. Du kannst im Polo oder im Porsche im Stau stehen", ist Lindner überzeugt, bemängelt die fehlende Gründerkultur in Deutschland und "lästige, überflüssige Bürokratie". Er fordert aber auch mehr Geld für Bildung.

Wähler sucht die FDP auch in der Gruppe, die Lindner einmal die "AfD-Wähler aus Notwehr" genannt hat. Er fordert bei Klamroth eine politische Strategie für Zuwanderung, die zwischen Schutz auf Zeit und Einwanderung auf Dauer unterscheidet, dabei niedrigschwellig und nicht rassistisch ist, sondern Regelungen wie Kanada zum Vorbild hat. "Wenn einer kommt und eine Qualifikation hat, Verantwortung für seinen Lebensunterhalt übernehmen kann, unser Recht akzeptiert", dann solle er auch bleiben dürfen.

Bei allem, das ist Lindner noch wichtig, sei er nicht die FDP und die FDP sei nicht nur Christian Lindner. "Aber eins ist klar, ich bin ein jüngerer Politiker und deshalb habe ich und hat die FDP auch eine andere Perspektive auf die ganzen Fragen, die gegenwärtig debattiert werden. Frau Merkel und Herr Schulz, bei allem Respekt, 60-Jährige schauen anders auf unser Land als ich mit 38."

Klamroths Konter läuft heute um 23.30 Uhr bei n-tv.

Quelle: ntv.de, nsc

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