Kompliziert zum Corona-Abstrich Darum haben die USA kaum Schnelltests
10.01.2022, 13:19 Uhr
Wenn es sie gibt, sind sie meist teuer: Corona-Schnelltests in den USA.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
In die Apotheke oder die Drogerie gehen und sich einen Corona-Test kaufen für zu Hause: Was in Deutschland normal ist, gestaltet sich in den USA deutlich schwieriger. Denn die Tests sind entweder ausverkauft oder extrem teuer. Warum ist das so?
Die USA starten eine Corona-Schnelltest-Offensive. Kurz vor Weihnachten hatte US-Präsident Joe Biden angekündigt, dass die Vereinigten Staaten nach dem Jahreswechsel 500 Millionen kostenlose Selbsttests an US-Haushalte verschicken wollen. Alle Amerikaner können diese online bestellen - endlich, werden sich viele sagen. Denn Selbsttests sind in den USA so gut wie nie zu bekommen, die Teststationen meist überlastet, die Schlangen davon abschreckend lang. So dürften viele Infektionen unentdeckt bleiben.
Bidens Ankündigung war die verspätete Reaktion auf fehlende Testkapazitäten. Die Selbsttests für zu Hause sind rar in den Vereinigten Staaten, in Apotheken oder online oft ausverkauft oder extrem teuer. Ein Test-Kit mit zwei Tests kostet 15 Dollar und mehr - umgerechnet also 13 Euro aufwärts.
"Das Testen war schon immer problematisch"
Dass die USA bei den Testkapazitäten so extrem hinterherhinken, liegt vor allem daran, dass dort nur sehr wenige Schnelltests offiziell zugelassen sind - nämlich nur 8. In der Europäischen Union sind es knapp 580. Die US-Arzneimittelbehörde FDA stellt extrem hohe Anforderungen an die Hersteller. Schnelltests sollen nach Ansicht der Behörde genauso zuverlässig sein wie PCR-Tests.
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"Das Testen war schon immer problematisch", hatte Anthony Fauci, der Chef-Epidemiologe der US-Regierung, kurz nach Weihnachten bei CNN eingestanden. "Es wurde durch die hohe Nachfrage noch verschärft. Eine hohe Nachfrage wegen der Besorgnis über Omikron, was eine berechtigte Sorge ist. Wir hätten mehr Tests zur Verfügung haben sollen. Ich hoffe, dass sich das in den ersten Januar-Wochen bessern wird."
Nur 63 Prozent doppelt geimpft
Im Sommer war es für die US-Behörden noch kein Problem, dass es zu wenige Tests gibt. Corona war - wie in Europa auch - kein großes Thema, der Fokus lag auf der Impfkampagne. Vergeblich, in den USA sind nur etwa 63 Prozent der Menschen doppelt geimpft. Vor allem in den Metropolregionen steigen die Infektionszahlen durch die Delta- und die Omikron-Variante daher wieder stark an.
Auf die Frage, warum nur acht Tests von der FDA zugelassen sind, hatte Biden-Sprecherin Jen Psaki im Dezember gesagt, dass das "eine Frage für die Wissenschaftler und medizinischen Experten" sei. "Wir sehen die acht Tests als Goldstandard an", rechtfertigte sie die hohen Ansprüche. Ziel der Biden-Regierung sei es, "die Zugänglichkeit weiter zu verbessern und die Kosten zu senken." Man habe die Testkapazitäten bereits deutlich erhöht und die Kosten gesenkt.
Für die Test-intensiven Tage vor Weihnachten kam diese Einsicht zu spät. Biden selbst hatte den Bundesstaaten nach dem Feiertagschaos weitere Hilfe angeboten. Man sei vorbereitet und wisse, was es braucht, um Leben zu retten, Menschen zu schützen, Schulen und Unternehmen offen zu halten, erklärte der US-Präsident. "Meine Botschaft an die Gouverneure ist einfach: Wenn Sie etwas brauchen, sagen Sie es. Wir werden Ihnen den Rücken stärken. Wenn wir sehen, wie schwierig es für einige Leute war, Weihnachten einen Test zu bekommen, dann zeigt das, dass wir noch mehr Arbeit vor uns haben. Nichts ist gut genug."
"Sollten wir jedem Amerikaner einen Test schicken?"
Jetzt sollen 500 Millionen kostenlose Schnelltests für zu Hause die Wende bringen. Eine Idee, die Jen Psaki vor Weihnachten noch abgelehnt hatte. "Sollten wir einfach jedem Amerikaner einen Test schicken? Aber was passiert dann, wie viel kostet das und was passiert danach?"
500 Millionen Schnelltests sind ein Anfang, aber immer noch viel zu wenig. Bei 330 Millionen Einwohnern macht das nicht einmal zwei Tests pro Person. Das gesamte Kontingent könnte also, falls es keine logistischen Probleme gibt, schon nach wenigen Wochen aufgebraucht sein. Immer noch nicht ausreichend, sagen Experten, und fordern neue Runden. Die auch für die US-Regierung irgendwann teuer werden könnten. Selbst bei einem Preis von nur 1 Dollar pro Test würden 500 Millionen Schnelltests jedes Mal eine halbe Milliarde Dollar kosten. Aber Tests sind auch für die US-Regierung knapp. Und die Preise hoch.
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Quelle: ntv.de