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Schreckensmeldungen aus Kfar Asa Das wissen wir über die "enthaupteten Babys"

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Israelische Soldaten tragen eine Leiche aus einem Haus in Kfar Asa.

Israelische Soldaten tragen eine Leiche aus einem Haus in Kfar Asa.

(Foto: REUTERS)

Am Samstag greift die Hamas die israelische Grenzsiedlung Kfar Asa an. Dass dort Grausames geschieht, ist schnell sicher. Aber was ist mit der viral gegangenen Meldung über angeblich 40 enthauptete Babys?

Bei einem Treffen mit jüdischen Vertretern im Weißen Haus gibt US-Präsident Joe Biden Einblick in seine Gedankenwelt. "Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Bilder von Terroristen sehen würde, die Kinder enthaupten", sagt er zu seinen Gästen am Mittwoch. Den Angriff der Hamas auf Israel bezeichnet er dabei als den "tödlichsten Tag für Juden seit dem Holocaust".

Auch Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erwähnt enthauptete Personen. Sein Sprecher Tal Heinrich sagt, in der Siedlung Kfar Asa, einem Kibbuz, seien enthauptete Babys und Kleinkinder gefunden worden. Meldungen über 40 solcher Funde dort gehen viral. Bei manchen Zeitungen steht die Meldung auf der Titelseite. Kfar Asa liegt nur wenige hundert Meter vom Gazastreifen entfernt und wurde am Samstag von Hamas-Kämpfern und mit Raketen angegriffen.

Doch es gibt Ungereimtheiten. Das Weiße Haus dementiert später, dass Biden entsprechende Bilder zu Gesicht bekommen habe - er habe sich auf Medienberichte bezogen. Heinrich stellt klar, seine Aussage beruhe auf Aussagen von Soldaten vor Ort. Netanjahu zeigt US-Außenminister Antony Blinken bei dessen Besuch am Donnerstag Fotos von verbrannten Babykörpern. Und was ist mit den "40 enthaupteten Babys"? Das Verifizierungsteam von ntv kann diese Meldung zum Zeitpunkt der Prüfung am Donnerstagnachmittag nicht bestätigen.

Mehreren Journalisten zufolge, die den zerstörten Kibbuz am Dienstag in Augenschein genommen hatten, erwähnte keiner der von ihnen befragten Soldaten oder Offiziere etwas Derartiges. Eine Reporterin des israelischen TV-Senders "i24 News" berichtete jedoch am Tag ihres Besuchs von "mindestens 40 toten Babys", die auf Krankentragen aus Häusern gebracht worden seien. Dies habe ihr gegenüber einer der israelischen Offiziere vor Ort angegeben. Auf X schreibt sie dazu, "manche" seien enthauptet gewesen.

Israelische Regierung vorsichtig

Am Donnerstag meldet die "Jerusalem Post", sie habe anhand von Fotos verifizieren können, dass beim Angriff der Hamas auf Kfar Asa Babys verbrannt und enthauptet worden seien. "Möge ihr Andenken zum Segen werden", fügt die Zeitung hinzu. Zweifel bleiben insbesondere an der Zahl. Manche Faktenprüfer vermuten, die Zahl 40, die von der i24-Reporterin genannt wurde, habe sich mit der Meldung zu enthaupteten Babys vermischt.

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Israels Regierung gibt sich bei Medienanfragen vorsichtig. "Es gab Fälle, in denen Hamas-Kämpfer Enthauptungen und andere Gräueltaten im Stil von ISIS verübten", sagt am Donnerstag ein Regierungssprecher zu CNN: "Wir können jedoch nicht bestätigen, ob es sich bei den Opfern um Männer oder Frauen, Soldaten oder Zivilisten, Erwachsene oder Kinder handelt."

Bestätigt sind die Angaben über enthauptete Babys in Kfar Asa also weder offiziell noch von unabhängiger Seite; ebenso wenig, dass es 40 solcher Fälle gegeben habe, was ein systematisches Vorgehen nahelegen würde. Aber es decken sich die Angaben von zwei israelischen Medien, dass solche Babyleichen gefunden wurden. Dass in der grenznahen Siedlung grausamste Gewalt gegen die Zivilbevölkerung angewandt wurde, ist ohnehin sicher.

Quelle: ntv.de

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