Betrugsvorwürfe gegen Vucic Demonstranten greifen Belgrader Rathaus an
25.12.2023, 00:50 Uhr Artikel anhören
Ein massives Polizeiaufgebot verhindert die Erstürmung des Rathauses in Belgrad.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Eine Woche nach den Parlamentswahlen in Serbien versuchen Demonstranten das Rathaus von Belgrad zu stürmen. Tausende Menschen gehen in der Hauptstadt auf die Straße und fordern eine Annullierung der Wahl. Der unter Betrugsverdacht stehende Präsident Vucic spricht von dramatischen Szenen.
Bei Protesten gegen die von Betrugsvorwürfen überschatteten Wahlen in Serbien haben Demonstranten das Rathaus der Hauptstadt Belgrad angegriffen und sich Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Die Demonstranten warfen Steine, Stangen und Eier auf das Rathaus, schlugen Fenster ein und versuchten, in das Gebäude einzudringen, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP vor Ort berichtete. Polizisten drängten die Demonstranten zurück und setzten dabei unter anderem Pfefferspray ein. Gegen 22 Uhr war die Demonstration aufgelöst.
Präsident Aleksandar Vucic sagte nach den Protesten, zwei Polizisten seien "schwer verletzt" worden, weitere Beamte hätten leichte Verletzungen davongetragen. Mehr als 35 Menschen seien festgenommen worden. Der Rechtspolitiker sprach im regierungsnahen Sender Pink TV von einem Versuch einer "gewaltsamen Übernahme von staatlichen Institutionen". Es habe sich um einen geplanten Angriff gehandelt: "Alles wurde im Vorfeld vorbereitet", sagte Vucic. Dafür gebe es "handfeste Beweise". Zuvor hatte der Präsident von "dramatischen Szenen" gesprochen. Es sei aber "keine Revolution im Gange". Das Innenministerium rief die Demonstranten auf, keine Gewalt anzuwenden.
Berlin erklärt Missfallen
Bei den Parlamentswahlen am Sonntag vergangener Woche hatte die rechtspopulistische Partei SNS von Präsident Vucic klar gewonnen. Abgehalten wurden an dem Tag auch Kommunalwahlen.
Eine internationale Beobachtermission berichtete nach der Wahl über eine Reihe von "Unregelmäßigkeiten", darunter Fälle von Gewalt, Stimmenkauf und dem Füllen von Wahlurnen mit gefälschten Stimmzetteln. Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte unter Berufung auf diesen Bericht, die Verstöße seien "für ein Land mit EU-Kandidatenstatus inakzeptabel".
Der Wahlausgang löste tagelange Proteste vor dem Gebäude der serbischen Wahlkommission aus. Mehrere Vertreter des losen Oppositionsbündnisses Serbien gegen Gewalt traten in einen Hungerstreik, um eine Annullierung der Wahlergebnisse zu erreichen.
Quelle: ntv.de, mau/AFP