Politik

Anschlag in Berlin Diese Spuren könnten zum Attentäter führen

Die Polizei hat alle Spuren am Tatort gesichert.

Die Polizei hat alle Spuren am Tatort gesichert.

(Foto: REUTERS)

Bittere Wende bei der Suche nach dem Attentäter von Berlin: Der verdächtige Festgenommene war es nicht und ist wieder auf freiem Fuß. Auf der Suche nach dem Täter oder den Tätern verfolgen die Ermittler verschiedene Ansätze.

Ein womöglich bewaffneter Mann läuft frei herum, der am Steuer eines Lkw allein oder mit Helfern zwölf Menschen auf dem Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz getötet hat. Um wen es sich bei dem Fahrer handelt: unklar. Wo er sich aufhält: wissen die Ermittler nicht. Hat er Helfer? Kann sein.

Die Lage ist heikel, aber nicht hoffnungslos. Zumindest André Schulz ist guter Hoffnung: "Man hat viele parallel laufende Spuren, die man jetzt verfolgt", sagte der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK). Es gebe "natürlich Hinweise auf andere Täter". Diesen Spuren werde nun nachgegangen.

"Ich gehe davon aus, dass wir heute Vormittag schon neue Erkenntnisse haben", sagte Schulz. Noch im Laufe des Tages will die Polizei neue Ergebnisse miteilen. Schulz wie auch vorher schon Bundesinnenminister Thomas de Maizière sagten, es gebe zahlreiche "Ansatzpunkte" für weitere Ermittlungen. Folgenden Spuren geht die Polizei jetzt nach:

DNA und andere Körperspuren

  • Kriminaltechniker haben das Führerhaus des beim Anschlag verwendeten Sattelschleppers durchsucht und Spuren gesichert. Dabei haben sie nach Fingerabdrücken und DNA-Spuren gesucht, wie sie etwa Blut, Schweiß, Haut und Haare hinterlassen.
  • In der Fahrerkabine war keine Spur des zunächst festgenommenen Verdächtigen gefunden worden. Die Durchsuchung ist daher wahrscheinlich abgeschlossen.
  • Auch eine Obduktion des getöteten polnischen Lastwagenfahrers lässt vielleicht Rückschlüsse auf den Täter zu - gerade wenn die beiden, wie berichtet, miteinander gekämpft haben.
  • Der Attentäter soll sich nach Informationen des "RBB" verletzt haben. Deswegen seien in den vergangenen Stunden sämtliche Krankenhäuser in Berlin und Brandenburg abgesucht worden.

Suche nach Gegenständen

  • Der Täter könnte im Lkw oder auf der Flucht etwas liegen gelassen haben.

Die Tatwaffen

  • Der Attentäter hat nach Medienberichten den Lkw-Fahrer nicht nur erschossen, sondern ihm auch Stichwunden zugefügt. Sollten die Pistole, das Messer oder beides aufgefunden werden, könnte das den Ermittlern helfen.

"Telekommunikationsspuren"

  • Die Ermittler kennen aufgrund der GPS-Daten die Route des Lkw. Ein Ansatz lautet, Mobilfunkdaten entlang der Route abzugleichen. So könnte die Mobilfunknummer des Fahrers gefunden und dieser identifiziert werden.

Bilder und Videos

  • Zeugen wurden gebeten, ihre Fotos und Videos den Ermittlern zur Verfügung zu stellen. Auf diesem Weg sollen schon zahlreiche Dateien über die Seite www.bka-hinweisportal.de hochgeladen worden sein. Die Auswertung ist allerdings zeitintensiv.
  • Auch Überwachungsbilder müssen ausgewertet werden - und zwar entlang der gesamten Route des Lkw. Im Fall des Verschwindens des vierjährigen Mohamed im vergangenen Herbst erhielt die Polizei erst vier Wochen nach Mohameds Entführung die entscheidenden Bilder einer Überwachungskamera. Der Wirt einer Gaststätte hatte die Kamera illegal angebracht und sich zunächst nicht gemeldet.

Zeugen

  • Am Montagabend hielten sich zahlreiche Menschen auf und rund um den Breitscheidplatz auf. Dass schon alle Augenzeugen befragt werden konnten, ist unwahrscheinlich. Die Ergebnisse der Befragungen müssen ausgewertet und Widersprüche aufgeklärt werden.
  • Aus der Bevölkerung sind nach Angaben des Berliner Polizeipräsidenten Klaus Kandt Hunderte Hinweise eingegangen. Davon seien etwa 80 ernst zu nehmen.

Islamistenszene

  • Generalbundesanwalt Peter Frank will sich zwar nicht auf einen islamistischen Hintergrund des Anschlags festlegen, die Ermittler halten diese Motivation aber für wahrscheinlich. Zu groß sind die Parallelen zum Anschlag von Nizza Mitte Juli. Da unklar ist, ob der Attentäter Helfer hatte oder irgendwo Unterschlupf gefunden hat, gerät die Islamistenszene noch stärker ins Visier. Die Polizei nimmt die ihnen bekannten Islamisten und Sympathisanten noch einmal genau unter die Lupe.

Geheimdienstarbeit

  • Immer wieder wird die Effizienz der Geheimdienstkooperation mit anderen Ländern beklagt. Dennoch bemühen sich einige große Geheimdienste um Informationsaustausch. Es ist davon auszugehen, dass die Partnerländer all ihre Erkenntnisse zu dem Anschlag mit Deutschland teilen.
  • Die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) reklamiert das Attentat für sich. Der Attentäter sei einer der ihren. Die Geheimdienste werden die Kommunikationskanäle des IS nach Deutschland ebenfalls gründlich untersuchen.

Quelle: ntv.de

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