Lehrerpräsident im "Frühstart" "Diese Werbekampagne ist geschmacklos und dumm"
03.08.2023, 10:53 Uhr Artikel anhören
Mehr Geld, mehr Nachhaltigkeit, langfristiges Engagement: Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, fordert von der Politik ein Sondervermögen für die Bildung. "Das ist der Rohstoff, den wir haben." Die Werbekampagne des Landes Baden-Württemberg gegen den Lehrermangel kritisiert er scharf.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, fordert von der Politik eine Zeitenwende in der Bildungspolitik. "Politik denkt sehr kurzfristig in Wahlperioden und hat den langen Blick nicht, und genau das ist das Problem bei der Bildung", sagte Düll im "ntv Frühstart".
"Ein junger Mensch ist letztlich zwölf Jahre lang im Bildungsprozess mit drin. Wenn er dann noch auf die Universität geht, dauert das Ganze noch länger. Und die Politik denkt so weit letztlich nicht", sagte Düll. "Die glauben, wenn sie an einer Stelle mal ein bisschen was verändert haben, dann hätte das schon große Auswirkungen. Das ist eben nicht der Fall." Düll fordert nicht weniger als eine Zeitenwende. "Dieses Land lebt von der Bildung, das ist der Rohstoff schlechthin, den wir haben." Es brauche ein Sondervermögen, "um entsprechend die Gelder für die Kinder bereitzustellen".
Die offizielle Werbekampagne des Landes Baden-Württemberg für den Lehrerberuf hält Düll für verfehlt. Vor allem ein Plakat kritisiert er: "Ich finde es geschmacklos und ich finde es dumm. Und letztlich ist es Verschwendung von Steuergeldern", so der Verbandschef. Düll bezieht sich auf ein Werbeposter, das am Flughafen Stuttgart aufgehängt ist: "Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit morgen?", heißt es da. "Mach was dir Spaß macht und werde Lehrer*in." Düll findet die Aktion wenig spaßig: "Man schafft Aufmerksamkeit, aber irgendwie ist es auch der Ausdruck von Verzweiflung, dass man solche Wege gehen muss, um Aufmerksamkeit zu finden. Das ginge auch anders."
Düll spricht sich für eine positivere Darstellung des Lehrerberufes aus. "Man kann den Beruf erstens positiver darstellen und nicht so dumm darstellen. Das ist die eine Möglichkeit. Und die andere ist natürlich die, dass ich den Kolleginnen und Kollegen, die im System drin sind, Möglichkeiten eröffne, dass sie den Beruf voll und ganz ausüben wollen und können. Das heißt, dass sie nicht über Teilzeit nachdenken, weil die Belastung zugenommen hat und dass sie nicht früher in den Ruhestand gehen, als eigentlich notwendig wäre."
Quelle: ntv.de, cwi