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Nach dem TV-Duell Diese vier könnten Biden ersetzen

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Panik, das soll laut US-Medien die Stimmung unter den US-Demokraten nach dem TV-Duell von Präsident Joe Biden mit Herausforderer Donald Trump sein. Schon Monate waren nur 32 Prozent der US-Wähler der Ansicht gewesen, Biden sei mental und körperlich in der Lage, sein Amt zu führen. Dieser Wert dürfte nun noch absacken. Jetzt beginnen die Diskussionen: Kann es so weitergehen? Oder könnte Biden gut vier Monate vor der Wahl noch ausgewechselt werden? Theoretisch wäre es möglich. Aber mit wem? Drei bis vier Namen kursieren. Hier ein Überblick:

Kamala Harris

US-Vizepräsidentin Kamala Harris vertrat die USA auch bei der Münchner Sicherheitskonferenz.

US-Vizepräsidentin Kamala Harris vertrat die USA auch bei der Münchner Sicherheitskonferenz.

(Foto: REUTERS)

Da ist zuvorderst Vizepräsidentin Kamala Harris. Sie hatte sich im Vorwahlrennen für 2020 bereits um die Kandidatur der Demokraten beworben, konnte (oder wollte) sich aber nach starkem Wahlkampfbeginn nicht mehr richtig profilieren. Als Bidens Vertreterin machte sie zunächst eine unauffällige Figur und sollte sich etwa um die Migrationskrise an der Südgrenze kümmern. Das Ergebnis ist gelinde gesagt ernüchternd, die Republikaner machen mit der dortigen Krise Wahlkampf. Trotzdem hat Harris in den vergangenen Monaten immer mehr Aufgaben übernommen.

Die 59-Jährige äußert sich wiederholt zum Abtreibungsrecht, für viele Wähler und insbesondere Frauen ein Schlüsselthema. Unter denen hat Biden seine Führung gegenüber Trump zuletzt deutlich ausgebaut. Harris leitet im Weißen Haus zudem die neue Abteilung gegen Waffengewalt. Auch beim Israel-Krieg mischt sie sich ein, ist bei hochrangigen Gesprächen mit dabei oder fordert mehr Beachtung der palästinensischen Seite. Ein klarer Fingerzeig in Richtung junger progressiver Wähler, die Biden deshalb sehr kritisch sehen oder sich bereits von ihm abgewendet haben. In einem möglichen Duell kam Harris im Februar auf 43 Prozent, Trump auf 46 Prozent, stellte das renommierte Emerson College in einer Umfrage fest.

Gavin Newsom

Gavin Newsom und seine Frau Jennifer im November, bei einem Empfang für US-Präsident Joe Biden in Kalifornien

Gavin Newsom und seine Frau Jennifer im November, bei einem Empfang für US-Präsident Joe Biden in Kalifornien

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Schlechter schnitt Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom ab, der auch als Biden-Ersatz gehandelt wird. Er käme gegen Trumps 46 Prozent nur auf 36 Prozent. Kalifornien ist eine absolute Hochburg der Demokraten. Immer wieder hat sich der Gouverneur in nationale Politik eingemischt und vehement für Biden geworben. "Gavin Newsom wird Präsident sein, die Frage ist nur, wann", sagte Ende vergangenen Jahres ein Parteistratege der Demokraten. "Er bringt sich in Stellung."

Als noch möglich erschien, dass Ron DeSantis, sein Amtskollege aus Florida, die Kandidatur der Republikaner erreichen könnte, führte der 56-jährige Newsom eine politische Fehde gegen ihn. Im Dezember gab es sogar eine hitzige Fernsehdebatte der beiden Gouverneure. Newsom rühmt sich mit der niedrigsten Kriminalitätsrate in Kalifornien seit 50 Jahren sowie einer Pro-Abtreibungspolitik. Seine zweite und letzte mögliche Amtszeit als Gouverneur endet im Januar 2027.

Gretchen Whitmer

"Keine Verbote für unseren Körper" - Gouverneurin Gretchen Whitmer verteidigte das Abtreibungsrecht in Michigan.

"Keine Verbote für unseren Körper" - Gouverneurin Gretchen Whitmer verteidigte das Abtreibungsrecht in Michigan.

(Foto: dpa)

Auch Michigans Gouverneurin Gretchen Whitmer wird gehandelt, hätte der Umfrage zufolge aber nur Außenseiterchancen gegen Trump: Sie käme auf 33 Prozent, der Republikaner auf 45 Prozent. Die 52-Jährige ist ein beliebtes Ziel von Attacken aus dem Trump-Lager. In dessen Amtszeit im Weißen Haus planten Milizionäre, die Regierung des Bundesstaats zu stürzen und Whitmer vor der Wahl 2020 zu entführen. Das FBI bekam Wind davon und verhinderte den Coup. Mehrere an der Planung des Putsches Beteiligte wurden zu jahrelanger Haft verurteilt.

Unter Whitmers Regierung wurde das Streikrecht der Gewerkschaften im Bundesstaat komplett wiederhergestellt. United Auto Workers erreichte danach eine der höchsten Tarifabschlüsse der vergangenen Jahrzehnte, nachdem sie bei den "Big Three" - General Motors, Ford und Stellantis (Ex-Chrysler) - in Detroit Arbeitskämpfe geführt hatte. Als der Supreme Court in Washington D.C. das Abtreibungsrecht kippte, hielt es Whitmer mit einer Klage praktisch in Kraft. "Legt euch nicht mit amerikanischen Frauen an; wir sind stark und wir wehren uns und wir gewinnen", sagte die Gouverneurin dazu. Weiterhin begann der Bundesstaat unter ihr, die noch immer verbreiteten Bleiwasserrohre auszutauschen. Auch Whitmers zweite Amtszeit endet Anfang 2027.

Josh Shapiro

Beliebt in Pennsylvania: Gouverneur Josh Shapiro

Beliebt in Pennsylvania: Gouverneur Josh Shapiro

(Foto: AP)

Als weiterer möglicher Ersatzkandidat kommt Pennsylvanias Gouverneur Josh Shapiro infrage. Manche nennen ihn langweilig oder zu glatt, andere halten ihn für das Ass im Ärmel der Demokraten. Shapiro hat hör- und sichtbares Potenzial. Während seines Wahlkampfes 2022, als er von Ex-Präsident Barack Obama unterstützt wurde, ging eine feurige Rede über die Bedeutung "echter Freiheit" durch die Medien. Shapiro hatte sich lange Jahre bei den Demokraten hochgedient, bevor er gegen den Republikaner Doug Mastriano gewann. Der wollte Abtreibungen ohne jegliche Ausnahmen verbieten, neue Wahlbeschränkungen einführen und wurde von Trump unterstützt. Kein Wunder, denn Mastriano hatte mehrere Busse gemietet, die vor dem Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 spätere Aufständische nach Washington, D.C. brachten.

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Pennsylvania ist im politischen Ringen um die Präsidentschaft einer der Schlüssel-Bundesstaaten; der ging schon 2020 nur äußerst knapp an die Demokraten. Biden kommt aus Pennsylvania und ist dort wegen seiner Gewerkschaftsnähe bekannt. Doch zugleich meinten 65 Prozent der Wähler im Bundesstaat schon vor einigen Monaten, dass Biden keine Wiederwahl verdiene. Shapiro hätte hingegen mit exzellenten 48 Prozent zu 37 Prozent Trump in die Schranken gewiesen.

Dabei sind Shapiros Ergebnisse bislang ernüchternd, die meisten seiner Wahlkampfversprechen nicht umgesetzt. Der 50-Jährige ist der größte Frischling unter den vieren und hat für seinen nächsten politischen Schritt theoretisch noch Zeit: Er könnte bei erfolgreicher Wiederwahl noch bis Anfang 2031 im Amt sein.

Quelle: ntv.de

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