Panik bei den US-Demokraten Klappriger Biden demontiert sich in TV-Duell gegen Trump


Es ist eine denkwürdige Fernsehdebatte, die Folgen haben wird. Mit einem erschreckenden Auftritt gegen Herausforderer Trump bestätigt US-Präsident Biden viele Befürchtungen über seinen Gesundheitszustand. Was nun?
Schmerzhaft. So kann man die erste Fernsehdebatte zwischen Donald Trump und Joe Biden im Präsidentschaftswahlkampf zusammenfassen. Schmerzhaft für die Zuschauer, weil Herausforderer Trump eine wahrhaftige Lügensalve nach der anderen in Millionen Haushalte feuerte, um sie davon zu überzeugen, ihn zu wählen. Aber noch viel, viel schmerzhafter war anzusehen, wie Präsident Biden mit einem erschreckenden Auftritt nahezu alle Befürchtungen bestätigte, die US-Amerikaner über seinen Gesundheitszustand hatten.
Der 81-Jährige klang in den 90 Minuten im CNN-Studio von Atlanta heiser, sprach ungewöhnlich leise. Er blickte insbesondere zu Beginn nach unten, wenn sein Kontrahent sprach, wirkte abwesend. Er verlor den Faden, gab Trump inhaltliche Steilvorlagen und verwandelte kaum eine, die der Republikaner ihm anbot. Biden war an diesem Abend, der ersten von zwei geplanten Fernsehdebatten, ein Schatten seiner vergangenen Tage. Fahrig, klapprig und weit weg von einem starken Anführer, den die US-Amerikaner gerne im November wählen würden.
Viele andere Demokraten hätten Trump an diesem Abend an die Wand debattiert. Biden nicht. Der Präsident kämpfte mit sich selbst, der drei Jahre jüngere Republikaner musste nur sein übliches Programm abspulen. Analysten war danach der Schreck über den Auftritt anzusehen. Laut CNN ist bei hochrangigen Demokraten und anderen Panik ausgebrochen. "Wir haben ein Problem", wird eine Quelle aus Bidens Partei zitiert. "Wir sind am Arsch", eine andere. Hochrangige Demokraten in Schlüssel-Bundesstaaten für die Wahl meinen demnach, in diesem Zustand sei mit Biden kein Wahlkampf zu machen.
"Es wird explodieren"
Rund 80 Prozent der US-Amerikaner hielten Biden schon vor dem Fernsehduell für zu alt, um weitere vier Jahre das Land zu führen. Führende Demokraten reden US-Medien zufolge darüber, wie Biden davon überzeugt werden kann, für einen jüngeren Kandidaten das Feld zu räumen. "Dieser Mann kann nicht gewinnen", wird ein Wahlstratege der Demokraten von der "New York Times" zitiert. Biden werde nun mit einem Crescendo von Rücktrittsforderungen konfrontiert: "Joe hatte bei den Demokraten eine tiefe Zuneigung. Die ist versiegt."
Die zunächst logischste Variante wäre Vizepräsidentin Kamala Harris, doch die ist noch unbeliebter als Biden. Dessen Zustimmungsrate liegt bei nur 40 Prozent; schon damit hat noch nie jemand eine Wahl gewonnen. Beide großen Parteien nominieren ihre Kandidaten noch offiziell, die Republikaner im Juli, die Demokraten einen Monat später. Inhaltliches ist nach diesem Auftritt zweitrangig geworden. Ab jetzt wird sich der Wahlkampf vor allem um Bidens Alter drehen. "Morgen wird es explodieren", sagte ein Abgeordneter der Demokraten im Repräsentantenhaus über die Situation in seiner Partei.
Vor vier Jahren hatte Biden hauptsächlich deshalb besser als Trump ausgesehen, weil er ihn auflaufen ließ, klare Linien aufzeigte, die Zuschauer direkt ansprach und sich so als präsidentieller als sein Kontrahent präsentierte; als erfahrener, fähiger, vernünftiger. Dieses Mal begab sich Biden auf dessen Niveau herab, zuweilen sogar tiefer. Er bezeichnete Trump als Trottel, Lügner und Verlierer. Als Trump über seine Fähigkeiten beim Golf referierte, um sich als gesundheitlich gerüstet für vier Jahre im Weißen Haus zu erklären, brach Biden ein Hin und Her über sein Handicap und Abschlag vom Zaun, das sogar Trump zu viel wurde. "Lassen Sie uns nicht wie Kinder benehmen", beendete er den Streit nahezu gnädig.
Alte Männer streiten über Nonsens
Stellenweise verwies Biden auf politische Erfolge seiner ersten Amtszeit, blieb aber weit davon entfernt, damit überzeugend zu wirken. Trump war insgesamt wacher, trotz seiner ständigen Lügen und Ablenkungsmanöver kohärenter, ruhig und selbstsicher. Einmal fragte der sonst so poltrige Republikaner den Moderator sogar höflich, ob er antworten dürfe. Seitenhiebe auf Bidens Alter gab es wenige, aber die saßen. "Ich weiß nicht, was er am Ende seines Satzes gesagt hat, ich glaube, er weiß es auch nicht", meinte er, nachdem Biden einmal mehr den Faden verloren hatte.
Im Laufe der Debatte wurde es etwas besser für Biden, aber er blieb erschreckend schwach. Beim Thema Abtreibungsrecht etwa, das mit Abstand wichtigste Thema für die Demokraten und viele andere Wähler, konnte er nicht klar argumentieren. Auch bei anderen Themen wirkte er nicht auf der Höhe, weil er sich unklar ausdrückte. Trump ignorierte zugleich fast alle kritischen Fragen zu Sozialpolitik und schaffte es, Biden zu einem verbitterten Streit alter Männer über Nonsens zu verleiten: Minutenlang ging es nur darum, wer "der beste" oder "der schlechteste" Staatschef gewesen sei.
Den Wählern dürfte das egal sein. Sie haben ein TV-Duell erlebt, das sie in ihrer Meinung bekräftigen wird: Eine Mehrheit von ihnen will weder Trump noch Biden im Weißen Haus sehen. Die Republikaner werden zwar kaum jemand anderes nominieren als ihren designierten Kandidaten und die Demokraten haben lange Zeit jede öffentliche Diskussion über Bidens Alter unterdrückt. Nun jedoch werden sie sich genau überlegen müssen, welche Konsequenzen sie aus dem desaströsen Auftritt des Präsidenten ziehen.
Quelle: ntv.de