Politik

Ermittlungen gegen UnbekanntDrohnen sollen kritische Infrastruktur in Norddeutschland ausspioniert haben

01.10.2025, 08:42 Uhr
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Im Visier von Spionagedrohnen? Das Universitätsklinikum in Kiel. (Foto: picture alliance/dpa)

Im Norden von Europa werden in letzter Zeit vermehrt Drohnensichtungen gemeldet. Betroffen sind auch Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Neue Details lassen darauf schließen, dass möglicherweise systematisch kritische Infrastruktur ausspioniert wird.

Nach Drohnensichtungen über einer Werft, einer Klinik und einem Kraftwerk in Schleswig-Holstein ermittelt die Staatsanwaltschaft Flensburg. Wegen der teilweise im Verbund erfolgten Drohnenüberflüge liege der Anfangsverdacht einer Straftat des sicherheitsgefährdenden Abbildens vor, sagte die Leitende Oberstaatsanwältin Stephanie Gropp im Innen- und Rechtsausschuss des Landtags. Ihre Behörde habe ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt eingeleitet.

Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack bestätigte im Ausschuss einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Spiegel", wonach Drohnen Ende vergangener Woche kritische Infrastruktur in Schleswig-Holstein ausspioniert haben. Sie sollen dabei gezielt ein Kraftwerk in Kiel, das Universitätsklinikum und die U-Bootwerft TKMS überflogen haben.

Sütterlin-Waack betonte, "in der Nacht von Donnerstag auf Freitag wurden im Dithmarscher Raum, im Kreis Rendsburg-Eckernförde sowie über Kiel drohnenartige Fluggeräte, unter anderem über kritischer Infrastruktur und über militärischen Einrichtungen, gesichtet und gemeldet". Es habe sich bei den vermeintlich gesichteten Drohnen "um Objekte unterschiedlicher Art und Größe" gehandelt.

Die Sichtungen würden derzeit noch vom Landeskriminalamt ausgewertet. "Eine ganze Reihe dieser Meldungen konnte bereits aufgeklärt und als illegale Drohnenüberflüge ausgeschlossen werden. Dazu gehören zum Beispiel Flugzeuge, Hubschrauber und auch legale Drohnen." Einige dieser Sichtungen, auch über militärische Einrichtungen, habe bisher nicht verifiziert werden können. Es seien aber nicht alle festgestellten Drohnen kritischer Natur gewesen.

"Drohnenverbund mit Mutterdrohne"

Der "Spiegel" hatte zuvor von einem internen Behördenvermerk berichtet, demnach am Donnerstag kurz nach 21 Uhr zunächst zwei kleine Drohnen über dem Werksgelände der Marinesparte von Thyssenkrupp schwebten. Kurz darauf sei über dem Universitätsklinikum ein "Drohnenverbund mit Mutterdrohne" gesichtet worden.

Über der Kieler Förde seien später eine große stationäre Drohne und mehrere kleine Flugobjekte beobachtet worden, hieß es weiter. Auch das Landeshaus Kiel, der Sitz des Landtags von Schleswig-Holstein, sei überflogen worden, berichtete der "Spiegel" unter Berufung auf Sicherheitskreise. In dem Vermerk heißt es demnach, die Landespolizei habe beobachtet, dass die Drohnen-Formationen in parallelen Bahnen flogen, um die Einrichtungen am Boden zu vermessen. Große Teile des Nord-Ostsee-Kanals seien von Ost nach West überflogen worden.

Der "Spiegel" berichtete zudem, dass am Donnerstag auch verdächtige Drohnen über dem Bundeswehrstandort Sanitz in Mecklenburg-Vorpommern gesichtet worden seien. Einen Tag später habe es einen ähnlichen Vorfall über dem Marinekommando in Rostock gegeben. In den vergangenen Tagen waren zudem wiederholt Drohnen unbekannter Herkunft über dänischen Flughäfen und Militärstützpunkten gesichtet worden. Mehrere Flughäfen mussten zeitweise geschlossen werden.

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt hatte nach mehreren Drohnen-Vorfällen in Europa von einer gestiegenen Gefahr für die Sicherheit in Deutschland gesprochen und den Aufbau eines neuen Drohnenabwehrzentrums angekündigt. Zur Bekämpfung der Drohnen soll nach seinen Plänen bald auch die Bundeswehr eingesetzt werden dürfen.

Quelle: ntv.de, mdi/rog/AFP/dpa

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