Tote und Verletzte in Kolumbien Duque entsendet 7000 Soldaten
29.05.2021, 22:37 Uhr
In Kolumbien kommt es seit Wochen zu Protesten.
(Foto: imago images/Agencia EFE)
Seit Wochen kommt es in Kolumbien zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten. Präsident Duque ruft nun die Armee zur Hilfe. Sie soll die Millionenstadt Cali wieder unter Kontrolle bringen. Dort hatte es in der vergangenen Nacht mehrere Tote und Verletzte gegeben.
Einen Monat nach Beginn der massiven Proteste in Kolumbien hat sich die Lage weiter zugespitzt. Bei Demonstrationen in der Millionenstadt Cali wurden am Freitag mindestens zehn Menschen getötet, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Präsident Iván Duque kündigte nach der jüngsten Gewaltwelle den Einsatz der Armee in Cali an, dem Epizentrum der Proteste. Unterdessen wuchs die Kritik an der Polizeigewalt gegen Demonstranten.
Die Konfrontationen in Cali hätten am Freitag fast die Dimension eines "urbanen Kriegs" erreicht, sagte am Tag darauf das für die öffentliche Sicherheit zuständige Mitglied der Stadtverwaltung, Carlos Rojas, im Sender Radio Caracol. Neben den zehn Toten habe es zahlreiche Verletzte gegeben. Deren Zahl präzisierte Rojas nicht.
Nach Angaben der örtlichen Behörden hatten sich die gewalttätigen Konfrontationen in der drittgrößten Stadt Kolumbiens verschärft, nachdem ein Ermittler der Staatsanwaltschaft am Freitag auf eine Menge geschossen hatte, die ihm den Weg versperrt hatte. Durch die Schüsse des Beamten wurden zwei Menschen getötet, der Ermittler wurde anschließend von aufgebrachten Demonstranten getötet. Laut Staatsanwaltschaft war der Beamte während des Vorfalls nicht im Dienst gewesen.
Seit Beginn der jüngsten Protestwelle in dem südamerikanischen Land vor vier Wochen wurden nach Behördenangaben mehr als 50 Menschen getötet. Weitere mehr als 120 Menschen werden seit Beginn der Proteste vermisst, hinzu kommen etwa 2000 Verletzte.
Präsident Duque kündigte nach einem Sicherheitstreffen in Cali die Entsendung eines militärischen Großaufgebots an. Die Polizei in der Millionenstadt solle "maximal" von den Streitkräften unterstützt werden, erklärte der konservative Staatschef. Duque ordnete die Entsendung von insgesamt 7000 Soldaten in das Departamento Valle del Cauca an, in dem Cali liegt.
Menschenrechtsaktivisten werfen den kolumbianischen Sicherheitskräften allerdings unverhältnismäßige Gewalt gegen die Demonstranten vor. Der Amerika-Direktor von Human Rights Watch, José Miguel Vivanco, forderte von Präsident Duque Maßnahmen der Deeskalation. Unter anderem müsse Staatsvertretern der Einsatz von Schusswaffen gegen Protestierende verboten werden. In Cali sind es besonders die von Demonstranten errichteten Straßensperren, die rigorose Polizeieinsätze auslösen.
In Kolumbien gehen seit vier Wochen immer wieder tausende Menschen aus Wut über die Regierungspolitik auf die Straße. Die Demonstranten fordern bessere Arbeitsbedingungen, eine Reform des Rentensystems, einen besseren Schutz von Menschenrechtsaktivisten und die vollständige Umsetzung des Friedensabkommens mit der linksgerichteten Ex-Guerillabewegung Farc. Die Proteste sind die blutigsten seit dem Friedensabkommen des Jahres 2016.
Quelle: ntv.de, jpe/AFP