Versehen wird zu Regelmäßigkeit Dutzende russische Bomben gehen auf eigenem Territorium nieder
21.06.2024, 07:33 Uhr Artikel anhören
Das zerstörte Wohnhaus in Schebekino - die Folge eines "anormalen Munitionsabwurfs der Russen".
(Foto: IMAGO/SNA)
Der Kreml preist die Langstrecken-Gleitbomben als kriegsentscheidend an, die ukrainischen Streitkräfte können sich nur schwer davor schützen. Die Russen haben mit der Waffe dennoch ein großes Problem: Sie trifft nicht immer die Ukraine.
Mit Gleitbomben attackiert Russland derzeit viele Ziele in der Region Charkiw. Der Vorteil: Die Geschosse können aus einer großen Distanz zur feindlichen Luftabwehr abgeworfen werden. Nicht selten gehen die Explosivkörper versehentlich aber bereits auf russischem Territorium nieder. Die "anormalen Munitionsabwürfe" haben laut der russischen unabhängigen Nachrichtenagentur Astra eine neue Marke erreicht: mehr als 100 Mal krachten die 500 bis 1500 Kilogramm schweren Bomben auf russischen Boden - und das innerhalb der letzten vier Monate.
Insgesamt 103 Gleitbomben sollen es demnach nicht über die Grenzregion Belgorod hinaus geschafft haben. Bei fast allen abgeworfenen Sprengkörpern handelte es sich um konventionelle FAB-Hochexplosivbomben, die mit dem von Russland so bezeichneten "einheitlichen Gleit- und Korrekturmodul (UMPC)" ausgestattet waren, einem Nachrüstsatz zur Lenkung und Reichweitenverlängerung, der von Russland Anfang 2024 erstmals in größerer Zahl eingesetzt wurde.
Offiziellen ukrainischen Statistiken zufolge haben russische Flugzeuge bis Mai durchschnittlich 50 bis 100 dieser gelenkten Bomben pro Tag abgeworfen, gelegentlich sogar bis zu 150 Stück.
Der tödlichste versehentliche russische Bombenabwurf der letzten Wochen traf ein fünfstöckiges Wohnhaus in Schebekino. Wie russische Rettungskräfte berichteten, starben fünf Bewohner bei der Explosion, zwei weitere starben im Krankenhaus, sechs Personen wurden verletzt. Russland machte die ukrainische Luftwaffe dafür verantwortlich, wohl wissend, dass eigentlich keine ukrainischen Flugzeuge in der Grenzregion fliegen. In einer Erklärung der ukrainischen Streitkräfte hieß es, dass Schebekino von russischen Piloten häufig als günstiger Abwurfpunkt für Gleitbomben genutzt wird.
Der Militäranalyst Ruslan Leviev geht davon aus, dass der Vorfall in Schebekino auf einen schlecht konstruierten und serienmäßig hergestellten Lenkmechanismus im Bombenbausatz zurückzuführen ist. "Man muss sich darüber im Klaren sein, dass UMPCs im Gegensatz zu westlichen 'Hochpräzisions'-Geräten in großen Mengen unter Verwendung ziviler Elektronik hergestellt werden, deren Zuverlässigkeitsanforderungen geringer sind. Dies kann regelmäßig zu solchen Zwischenfällen und Opfern führen", so Leviev.
Quelle: ntv.de, mba