Politik

Asyl für den Wikileaks-Gründer Ecuador will Assange loswerden

Seit Jahren praktisch eingesperrt: Julian Assange, hier bei einem Auftritt vor der Presse im vergangenen Mai.

Seit Jahren praktisch eingesperrt: Julian Assange, hier bei einem Auftritt vor der Presse im vergangenen Mai.

(Foto: REUTERS)

Die Diplomaten sind mit ihrer Geduld am Ende: Seit bald sechs Jahren blockiert Julian Assange einen Raum in der Londoner Botschaft Ecuadors. Vor der Tür droht ihm die sofortige Verhaftung. Ecuador hofft auf einen Vermittler, um einen Ausweg zu finden.

Ecuadors Regierung strebt ein Vermittlungsverfahren an, um das seit 2012 bestehende Botschaftsasyl für den Wikileaks-Gründer Julian Assange in London zu beenden. Außenministerin María Fernanda Espinosa betonte in Quito, man stehe deswegen in "ständigem Kontakt" mit der britischen Regierung, die den Australier Assange bei Verlassen der ecuadorianischen Botschaft festnehmen lassen will. Die aktuelle Situation sei "nicht nachhaltig", sagte Espinosa.

Um Assange letztlich doch zum Verlassen der Botschaft zu bewegen, sucht die Regierung in Ecuador nach einer einvernehmlichen Lösung, mit der der mittlerweile 46-jährige Internetaktivist ebenso leben kann wie die britischen Behörden. Ohne internationale Kooperation und ohne Großbritannien könne es keine Lösung geben, hieß es. Assange fürchtet im Fall seiner Verhaftung, in die USA ausgeliefert zu werden. Dort droht ihm im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des sogenannten "Collateral Murder"-Videos schlimmstenfalls die Todesstrafe.

"Wir haben ein enormes Interesse, eine endgültige Lösung für den Fall Assange zu erreichen", sagte Espinosa. Die Vermittlung könne über eine Person oder ein Drittland geschehen. Assange war von dem linksgerichteten Präsidenten Rafael Correa das Asyl aus humanitären Gründen gewährt worden. Correas Nachfolger Lenín Moreno strebt nun ein Ende des Asyls an.

Freies Geleit für Assange?

Ein Sprecher des britischen Außenministeriums betonte zuletzt, dass die ecuadorianische Regierung wisse, dass es für Assange nur die Lösung gebe, sich beim Verlassen der Botschaft der Justiz zu stellen. Zunächst hatte er in der Botschaft Schutz vor einer Auslieferung nach Schweden gesucht. Die schwedische Justiz hatte ihre Ermittlungen wegen Vergewaltigungsvorwürfen dann aber im Mai 2017 eingestellt.

Die britischen Behörden wollen ihn wegen anderer Vergehen im Zusammenhang mit den Veröffentlichungen brisanter Dokumente trotzdem festnehmen. Assange hatte wiederholt erklärt, er befürchte am Ende eine Auslieferung in die USA. Großbritannien und die USA sind enge Verbündete - auch auf dem Gebiet der Geheimdienste. Washington macht ihn für die Veröffentlichung von geheimen US-Dokumenten aus den Kriegen in Afghanistan und im Irak über die Plattform Wikileaks verantwortlich.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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