Bodyguards bangten um ihr Leben Ehemalige Mitarbeiter: Trump goss noch "Öl ins Feuer"
22.07.2022, 04:41 Uhr Artikel anhören
"Er hätte diesen Leuten sagen sollen, dass sie nach Hause gehen sollen", sagte Matthews, die damals Vize-Pressesprecherin im Weißen Haus war.
(Foto: AP)
Während seine Anhänger am 6. Januar 2021 das Kapitol stürmen und einige von ihnen dem damaligen Vizepräsidenten nach dem Leben trachten, soll Donald Trump die Stimmung noch befeuert haben. Ehemalige Mitarbeiter berichten, wie sie vergeblich versuchten, den Präsidenten zu einem mäßigenden Tweet zu bewegen.
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat während der Kapitol-Attacke nach Auffassung ehemaliger Mitarbeiter noch "Öl ins Feuer" gegossen. "Es war offensichtlich, dass die Situation im Kapitol gewalttätig war und schnell eskalierte", sagte die damalige Vizesprecherin des Weißen Hauses, Sarah Matthews, bei einer öffentlichen Anhörung des Untersuchungsausschusses zur Attacke auf den US-Parlamentssitz am Donnerstagabend (Ortszeit).
Matthews sprach über einen Tweet, den Trump während der dramatischen Ereignisse vor anderthalb Jahren abgesetzt hatte - darin griff er seinen damaligen Vize Mike Pence erneut an. "Er hätte diesen Leuten sagen sollen, dass sie nach Hause gehen sollen", sagte Matthews. Der Tweet sei das Letzte gewesen, was es in diesem Moment gebraucht habe.
Der Tweet sei das Gegenteil von Deeskalation gewesen, betonte auch der damalige stellvertretende Nationale Sicherheitsberater Matthew Pottinger bei der Anhörung. "Das war der Moment, in dem ich beschloss, zurückzutreten. Das sollte mein letzter Tag im Weißen Haus sein. Ich wollte einfach nicht mit den Ereignissen, die sich im Kapitol abspielten, in Verbindung gebracht werden." Pottinger und Matthews betonten beide, dass Trump "Öl ins Feuer" gegossen habe. Anhänger Trumps hatten am 6. Januar 2001 den Parlamentssitz in Washington erstürmt. Dort war der Kongress zusammengekommen, um den Wahlsieg von Trumps demokratischem Herausforderer Joe Biden formal zu bestätigen. Die gewalttätige Menge wollte das verhindern.
Pence leitete damals in seiner Rolle als Vizepräsident die Kongresssitzung - rechtlich eine rein zeremonielle Aufgabe. Trump hatte seinen Vize zuvor aber unverhohlen öffentlich dazu aufgerufen, das Prozedere zu blockieren - um ihm so nachträglich zum Wahlsieg zu verhelfen.
Nur Ivanka konnte Trump umstimmen
Sicherheitsleute des Vizepräsidenten gaben im Untersuchungsausschuss an, sie hätten um ihr Leben gefürchtet. Über Funk hätten Personenschützer des Secret Service gebeten, dass ihren Familien Lebewohl gesagt werde, berichtete ein unkenntlich gemachter Sicherheitsmitarbeiter des Weißen Hauses. Zuvor waren im Ausschuss Audiomitschnitte von Funksprüchen der Agenten abgespielt worden, die angesichts von ins Gebäude eindringenden Mitgliedern des gewalttätigen Mobs einen sicheren Fluchtweg für Pence suchten - und schließlich auch fanden. Einige Eindringlinge wollten Pence eigenen Worten zufolge wegen Verrats an Trump hängen.
Währenddessen soll sich Trump dagegen gesträubt haben, seine Anhänger zu friedlichem Verhalten aufzurufen. Im Weißen Haus sei darüber diskutiert worden, welche Art von Tweet Trump während der Kapitol-Attacke absetzen sollte, um die Gewalt zu stoppen, sagte die damalige Vizesprecherin Matthews. Die frühere Pressesprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, habe ihr zugeflüstert, Trump habe nicht gewollt, dass das Wort "Frieden" in irgendeiner Form in einem solchen Tweet vorkomme. Erst Trumps Tochter Ivanka Trump habe ihren Vater schließlich von der Formulierung "bleibt friedlich" überzeugen können. Abgesetzt wurde folgender Tweet: "Bitte unterstützt unsere Kapitolpolizei und die Strafverfolgungsbehörden. Sie sind wirklich auf der Seite unseres Landes. Bleibt friedlich!"
Quelle: ntv.de, ino/dpa