Politik

"Wolf im Schafspelz" Entwurf für US-Gesundheitsreform ist fertig

Der Fraktionschef der Republikaner, Mitch McConell, bringt mit dem Entwurf eines von Trumps Wahlversprechen voran.

Der Fraktionschef der Republikaner, Mitch McConell, bringt mit dem Entwurf eines von Trumps Wahlversprechen voran.

(Foto: picture alliance / J. Scott Appl)

Die US-Republikaner unternehmen einen neuen Versuch, die "Obamacare" genannte Gesundheitsreform zu ersetzen. Ob der jetzige Versuch gelingt, hängt stark von den einzelnen Senatoren ab. Ex-Präsident Obama übt scharfe Kritik.

Der Dauerstreit über eine Reform der Gesundheitspolitik in den USA ist in die nächste Runde gegangen. Nach wochenlanger Arbeit an einem Gesetzentwurf hinter verschlossenen Türen stellte der Republikaner-Fraktionschef im Senat, Mitch McConell, das Papier vor - zunächst allen republikanischen Senatoren und anschließend der Öffentlichkeit.

Zu einer Abstimmung könnte es damit nach Ansicht der Republikaner noch vor der Sommerpause kommen. Sollte der Entwurf im Senat, wo die Republikaner nur eine knappe Mehrheit haben, verabschiedet werden, müsste das Abgeordnetenhaus noch darüber entscheiden, ob es seine eigene Version anpasst. US-Präsident Donald Trump begrüßte den Plan des Senats. Er werde zu einem "sehr guten" Ergebnis führen, sagte er. "Denkt daran, Obamacare ist tot", schrieb Trump bei Twitter.

Der demokratische Oppositionsführer im Senat, Charles Schumer, sagte dagegen, der neue Vorstoß gleiche einem "Wolf im Schafspelz". Der Vorschlag sieht unter anderem vor, die de facto unter Obamacare vorhandene Versicherungspflicht aufzuheben und auch die Verpflichtung für Arbeitgeber abzuschaffen, ihren Beschäftigten eine Versicherung anzubieten.

Ex-Präsident Barack Obama verteidigte die nach ihm benannte Gesundheitsreform. In einem langen und emotionalen Beitrag auf Facebook rief Obama den Senat eindringlich zum Kompromiss auf. Es gehe um das Leben von Menschen, das Thema sei größer als Parteipolitik. Obama schreibt, die Reform sei sicher nicht perfekt gewesen. Er wolle weiter jede Verbesserung unterstützen, die sich am Wohle mehr zu versichernder Menschen und an geringeren Kosten orientiere.

Trumps Vorgänger verwies zudem auf die breite Phalanx an Kritikern an dem Gesetzentwurf. Er habe Schwierigkeiten zu verstehen, warum das amerikanische Volk unter dem geplanten Rückbau in der Gesundheitspolitik leiden solle, während Milliardäre und Firmen im Gegenzug massive Steuererleichterungen erhalten sollten, schreibt Obama.

Die Abschaffung von Obamacare war eines der zentralen Wahlversprechen Donald Trumps. Allerdings ist der republikanische Präsident bei Wahlen auch auf die Stimmen von Geringverdienern angewiesen, die in hohem Maße von Obamacare abhängig sind.

Steuerentlastung für Besserverdiener

Bereits vor Wochen hatte das Repräsentantenhaus mit Mehrheit der Republikaner einen eigenen Entwurf verabschiedet, der jedoch im Senat als chancenlos gilt. Trump hatte am Vortag erklärt, er habe für einen Entwurf "mit mehr Herz" plädiert und dafür geworben, mehr staatliches Geld ins System fließen zu lassen.
Beim Reizthema, ob Versicherer Aufschläge für Vorerkrankungen verlangen dürfen, kehrt der Entwurf zum Verbot von Obamacare zurück.

Der im Abgeordnetenhaus verabschiedete Vorschlag hatte hier Ausnahmen ermöglicht. Außerdem sollen nach dem neuen Vorschlag staatliche Subventionen auch wieder an das Einkommen gekoppelt werden, nicht nur an das Alter.

Im Kern geht es jedoch weiterhin darum, dass die Republikaner die bei Obamacare wirksamen Steuerbelastungen für Besserverdiener abschaffen wollen. Mit diesen Steuereinnahmen wurden Teile der Reform, etwa die Versicherungsleistungen für sozial Schwache oder Drogenabhängige, finanziert.

Quelle: ntv.de, vni/dpa

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