"Fürchte um mein Leben" Ermittlungen nach möglichem Giftanschlag auf russische Journalistin
13.10.2023, 13:42 Uhr Artikel anhören
Marina Owsjannikowa stellte sich kurz nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine öffentlich gegen den Krieg.
(Foto: picture alliance/dpa)
Als sie im russischen Fernsehen gegen den Krieg in der Ukraine protestiert, gehen Fotos von Marina Owsjannikowa mit dem "No War"-Plakat um die Welt. Die Journalistin flieht wegen drohender Haft nach Frankreich. Nun ermittelt die Justiz wegen eines möglichen Giftanschlags.
Die französische Justiz ermittelt wegen eines möglichen Giftanschlags auf die durch eine Protestaktion im Fernsehen bekannt gewordene russische Journalistin Marina Owsjannikowa. Die Staatsanwaltschaft in Paris bestätigte entsprechende Informationen aus Justizkreisen. Owsjannikowa, die vor einem Jahr aus Russland geflohen war und nun in Paris lebt, war aus unbekannten Gründen schlecht geworden. Sie erhebt nach Angaben aus Justizkreisen den Vorwurf, von Russland vergiftet worden zu sein.

Ihr mutiger Protest machte sie international zur Heldin - in den Augen des Kremls zu einem Problem.
(Foto: dpa)
Ermittler hätten ihre Wohnung nach Spuren untersucht. Bislang gebe es noch keine Hinweise auf eine Vergiftung. Nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen ging es der Journalistin später wieder besser, sie stehe aber weiter unter medizinischer Beobachtung. "Ich fürchte um mein Leben", hatte sie im Februar in einer Pressekonferenz in Paris gesagt.
Owsjannikowa war in der vergangenen Woche in Russland in Abwesenheit wegen "Verbreitung von Falschinformationen" über die Armee zu einer Haftstrafe von achteinhalb Jahren verurteilt worden. In dem Verfahren ging es um eine Protestaktion im Juli 2022, bei der Owsjannikowa allein in der Nähe des Kremls ein Schild hochgehalten hatte, auf dem sie den russischen Angriff auf die Ukraine sowie den russischen Präsidenten Wladimir Putin kritisierte.
Vor einem Jahr aus Russland geflohen
Im März 2022 war Owsjannikowa während einer Live-Sendung des russischen Fernsehens hinter der Nachrichtensprecherin aufgetaucht und hatte ein Anti-Kriegsplakat in die Kamera gehalten. Dies hatte weltweit Aufmerksamkeit erregt.
Die 45-Jährige floh im Oktober 2022 aus dem Hausarrest mit ihrer Tochter ins Ausland. Die Vorwürfe der russischen Justiz bezeichnete sie als "absurd und politisch motiviert". Die Justiz habe "beschlossen, mich fertig zu machen, weil ich keine Angst habe und die Dinge beim Namen nenne", sagte sie.
Zahlreiche russische Oppositionelle und einfache Bürger wurden wegen Kritik am Kreml und am Ukraine-Krieg bereits zu langen Haftstrafen verurteilt. Zehntausende Russen, darunter Oppositionelle, Journalisten und Bürgerrechtler, flohen ins Exil.
Quelle: ntv.de, joh/AFP