Schwere Kämpfe im Sudan Erster deutscher Evakuierungsflug in Berlin gelandet
24.04.2023, 06:21 Uhr Artikel anhören
Die Kämpfe im Sudan gehen weiter, die Lage in der Hauptstadt Khartum wird immer dramatischer. Deutschland und mehrere andere Staaten bringen Diplomaten und Zivilisten in Sicherheit.
Angesichts der eskalierenden Gewalt im Sudan bringen immer mehr Länder ihre Staatsangehörigen aus dem nordostafrikanischen Land in Sicherheit. Seit dem Beginn der Evakuierungsmission aus dem Sudan hat die Bundeswehr seit Sonntag mehr als 300 Menschen in Sicherheit gebracht. Die erste Militärmaschine der Bundeswehr mit Evakuierten landete am Montagmorgen in Berlin. An Bord waren 101 Deutsche, ihre Familien und Angehörige weiterer Partnerstaaten, teilte das Auswärtige Amt auf Twitter mit. Wie die beiden anderen Maschinen war das Flugzeug zunächst in Jordanien zwischengelandet. Weitere Evakuierungsflüge seien geplant, solange die Sicherheitslage es zulasse, hieß es vom Auswärtigen Amt weiter.
Insgesamt seien mit den drei Flugzeugen vom Typ Airbus A400M "sowohl deutsche Staatsbürger als auch Angehörige anderer Nationen" ausgeflogen worden. Die Evakuierungen hätten "gut funktioniert". "Die Weiterreise der evakuierten Staatsbürgerinnen und Staatsbürger anderer Nationen wird mit den betreffenden Staaten abgestimmt", erklärte das Einsatzführungskommando.
Andere Länder tun es Deutschland gleich. Die italienische Luftwaffe stellte zwei Militärtransportflugzeuge mit Spezialeinsatzkräften bereit, um die Evakuierung durchzuführen. Italiens Außenminister Antonio Tajani sprach am Sonntagabend davon, dass eine erste Maschine auf dem Weg nach Dschibuti sei. Rund 200 Zivilisten und Botschaftsmitarbeiter sollten ausgeflogen werden.
Machtkampf wird zu humanitärer Katastrophe
Mehr als tausend EU-Bürger sind nach Angaben des Außenbeauftragten Josep Borrell mittlerweile evakuiert worden. "Es ist eine komplexe Aktion gewesen und es ist eine erfolgreiche Aktion gewesen", sagte Borrell. Unter den Evakuierten waren demnach auch 21 Diplomaten der EU-Vertretung in Khartum.
Borrell dankte insbesondere Frankreich für seine Hilfe beim Ausfliegen "unserer Leute". "Und ich will den vereinten Bemühungen vieler Länder danken, die ihre Staatsbürger, aber auch alle Staatsbürger, die sie aufsammeln konnten, mitgenommen haben", fügte der EU-Außenbeauftragte hinzu.
Auch Spanien bestätigte, Zivilisten und Diplomaten aus dem Sudan ausgeflogen zu haben. Die Flugzeuge der spanischen Luftwaffe seien von Khartum aus mit Spaniern und Mitarbeitern der spanischen Botschaft an Bord gestartet, teilte Außenminister José Manuel Albares mit. Zudem habe man auch Bürger anderer europäischer Länder sowie Menschen aus Staaten Lateinamerikas in Sicherheit gebracht. Zuvor hatten bereits die USA und Großbritannien Botschaftsmitarbeiter aus Khartum ausgeflogen.
Angesichts der eskalierenden Gewalt in Khartum hatten Deutschland und zahlreiche andere Länder Evakuierungseinsätze für ihre Staatsangehörigen in dem nordostafrikanischen Land gestartet, darunter Frankreich, Norwegen, die Niederlande, Saudi-Arabien und die Türkei. Zuvor hatten bereits die USA und Großbritannien Botschaftsmitarbeiter aus Khartum ausgeflogen.
Im Sudan liefern sich Einheiten der Armee und der paramilitärischen RSF-Miliz seit mehr als einer Woche erbitterte Kämpfe. Zuvor war eine Einigung zur Eingliederung der RSF-Miliz in die Streitkräfte gescheitert. Bei den Gefechten wurden bereits mehr als 420 Menschen getötet und mehr als 3700 weitere verletzt. Mehrere vereinbarte Waffenruhen wurden gebrochen.
Viele verzweifelte Sudanesen bleiben durch die eskalierende Gewalt in ihren Häusern gefangen. Ohne Strom oder fließendes Wasser verschanzen sie sich, während um sie herum Bomben und Schüsse fallen. Essensvorräte schrumpfen. Wer sich - oft unter Lebensgefahr - auf die Suche nach Nahrungsmitteln begibt, hat wenig Erfolg. Statt Marktständen säumen Leichen die menschenleeren Straßen der Hauptstadt Khartum. Seit Beginn der Kämpfe sind die Geschäfte geschlossen. Die Gefahr ins Kreuzfeuer der Konfliktparteien zu geraten ist groß; in Fenstern von Wohnhäusern lauern Heckenschützen.
Besonders für Verletzte und Kranke ist die Lage prekär. Nur 35 Krankenhäuser und Kliniken seien in dem Land mit 46 Millionen Einwohnern noch funktionstüchtig, berichtete das sudanesische Ärztekomitee. Und selbst diesen gehen die Medikamente aus. Nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen gibt es kaum noch Blutkonserven im Land.
Quelle: ntv.de, mba/AFP