"Er hat keinen Plan" Ex-Berater: Johnson sollte nach Wahlsieg gehen
20.07.2021, 22:18 Uhr
Der mächtigste Mann in UK: Boris Johnson.
(Foto: REUTERS)
Nachdem Boris Johnson in der Corona-Krise ein wenig souveränes Bild an den Tag legt, befeuert sein ehemaliger Berater die Diskussion um das Krisenmanagement des britischen Premiers. Viel mehr noch: Johnson sollte 2019 kurz nach seinem Wahlsieg bereits ausgetauscht werden.
Der ehemalige Chefberater Boris Johnsons, Dominic Cummings, wollte den britischen Premierminister "innerhalb von Tagen" nach dessen Wahlsieg durch einen anderen Politiker ersetzen. Das sagte Cummings in einem BBC-Interview, das in Auszügen gezeigt wurde. Demnach gab es bereits kurz nach dem überwältigenden Sieg Johnsons bei der Parlamentswahl im Dezember 2019 Gespräche zwischen Beratern im Regierungssitz Downing Street über einen möglichen Wechsel an der Spitze. Wie genau das hätte gehen sollen, erläuterte Cummings allerdings nicht.
Grund dafür sei gewesen, dass Johnsons Frau Carrie ihn und seine Kollegen von der Pro-Brexit-Kampagne "Vote Leave" habe loswerden wollen, so Cummings weiter. Über Johnson sagte er: "Er hat keinen Plan, er weiß nicht, wie man Premierminister ist und wir haben ihm nur ins Amt verholfen, um ein bestimmtes Problem zu lösen (den Brexit zu vollziehen), nicht weil er der Richtige gewesen wäre, um das Land zu führen."
Cummings gilt als Stratege hinter dem Sieg der Brexit-Befürworter im EU-Referendum 2016 und dem der Konservativen unter Johnson in der Parlamentswahl 2019. Zeitweise galt er als zweitmächtigster Mann des Landes. Ende vergangenen Jahres kam es jedoch zum Bruch zwischen Johnson und seinem Berater. Cummings musste gehen - und seitdem erhebt er immer wieder schwere Vorwürfe gegen seinen ehemaligen Chef.
Über den Brexit sagte Cummings, niemand könne wissent, ob es eine gute Idee gewesen sei, aus der EU auszutreten. "Ich glaube jeder, der behauptet, darüber Gewissheit zu haben, hat eine Schraube locker", so der Ex-Berater.
Zuvor hatte Cummings bereits enthüllt, dass Johnson die Corona-Pandemie einfach habe ignorieren wollen. Der Premier habe sich offenbar geweigert, das Land herunterzufahren, um die über 80-Jährigen zu retten.
Quelle: ntv.de, mba/dpa