Nach blutigem Kampf um Bachmut Experten sehen Wagner-Gruppe geschwächt
22.05.2023, 10:29 Uhr Artikel anhören
Die ukrainischen Streitkräfte führen dem ISW zufolge Gegenangriffe durch und kontrollieren Verbindungswege um Bachmut.
(Foto: dpa)
Russische Truppen kontrollieren Bachmut inzwischen größtenteils. Doch der blutige Kampf, der vor allem von der Söldnergruppe Wagner geführt wird, hat seinen Preis. Die Motivation russischer Soldaten dürfte weiter sinken.
Die russische Privatarmee Wagner des Geschäftsmannes Jewgeni Prigoschin ist nach Einschätzung westlicher Experten durch die Kämpfe um die ostukrainische Stadt Bachmut geschwächt. Die Söldner seien durch die Abnutzung kaum in der Lage zu neuen Angriffen außerhalb der Stadt, teilte die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) mit.
Zugleich gingen die Militäranalysten davon aus, dass Bachmut größtenteils von russischen Truppen kontrolliert wird. Die ukrainischen Streitkräfte hingegen führten im Norden und Süden von Bachmut Gegenangriffe durch und kontrollierten Verbindungswege um die Stadt.
Wagner-Chef Prigoschin hatte am Wochenende die komplette Einnahme Bachmuts erklärt. Er kündigte an, sich aus der Stadt zurückzuziehen und sie am 25. Mai den regulären russischen Streitkräften zu übergeben. Laut Prigoschin sollten sich die Söldner dann erholen. Nach Angaben des ukrainischen Militärs ist aber wegen der Streitkräfte Kiews in der Region um Bachmut ein Abzug der Wagner-Kämpfer nicht einfach. Den russischen Besatzern droht eine Einkesselung.
Geplante Vorstöße unmöglich
Die extrem verlustreichen Kämpfe um die Stadt, die einmal 70.000 Einwohner hatte, dauern seit dem Spätsommer an. Nach Einschätzung der ISW-Experten benötigen die russischen Streitkräfte womöglich weitere Verstärkung, um Bachmut, das weitgehend in Ruinen liegt, zu halten und die Flanken zu schützen. Damit könnten die Russen auch nicht - wie geplant - im Westen in Richtung Kostjantyniwka und im Norden über das bereits eroberte Soledar hinaus vorstoßen. Wenn Prigoschin tatsächlich seine Truppen abziehe in dieser Woche, dann seien die regulären russischen Streitkräfte noch weniger motiviert zu neuen Angriffen, hieß es in der ISW-Analyse.
Für die russische und die ukrainische Seite hat Bachmut einen hohen symbolischen Wert in dem Krieg. Russland hatte am Wochenende nach Prigoschin ebenfalls die vollkommene Einnahme der Stadt im Gebiet Donezk verkündet. Kremlchef Wladimir Putin gratulierte der Wagnergruppe und der Armee zu dem Erfolg. Dagegen wiesen der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und die Militärführung in Kiew zurück, dass Bachmut eingenommen sei.
Quelle: ntv.de, chl/dpa